Es ist still, ein paar Vögel und einige mutige Drachenflieger kreisen über uns, wir hören nur leise Gespräche anderer Menschen in der Nähe. Vor uns liegt ein großer Gletscher. Bei seinem Anblick fühlt man sich ganz klein. Wie schön ist doch dieses Bild, wie großartig das, was die Natur hier geschaffen hat.
Der Gletscher vor uns ist der größte und längste Gletscher der Alpen. Er liegt in der Schweiz im Kanton Wallis. Man nennt ihn den Großen Aletschgletscher. Er ist 22,75 Kilometer lang und bedeckt eine Fläche von 81,7 Quadratkilometern.
Sein Ursprung liegt im Konkordiaplatz in einer Höhe von 3800 Metern. Dort treffen drei mächtige Eisströme zusammen. Vom Konkordiaplatz aus bewegt sich der Strom dann mit einer Breite von ungefähr 1,5 Kilometer und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 180 Meter pro Jahr nach Südosten in Richtung Rhonetal. In einer großen Rechtskurve biegt er immer mehr nach Südwesten ab, nur durch den Grat des Eggishorns und Bettmerhorns vom Rhonetal getrennt. Die Gletscherzunge liegt derzeit auf rund 1560 Meter Höhe, weit unterhalb der Waldgrenze. Aus ihr entspringt der Bach Massa, der nach 7 Kilometern in die Rhone fließt, die in der Schweiz auch Rotten genannt wird.
Wie alle anderen verliert auch der Große Aletschgletscher an Ausdehnung und Masse. Seit 1850 hat die Eisdicke um teilweise über 100 Meter abgenommen, damals reichte die Gletscherzunge noch 2,5 Kilometer weiter ins Tal hinab.
Der Große Aletschgletscher war schon einmal 100 Meter höher
Unsere heutigen Gletscher entstanden in der letzten Eiszeit. Die Temperatur war nur um wenige Grad niedriger als heute. In den Wintern fiel Schnee zu Boden und verdichtete sich. Wenn die Kraft der Sonne im Sommer nicht ausreichte, um diese Schicht zu tauen, fiel im nächsten Winter erneut Schnee darauf. So entstand eine immer dicker werdende Eismasse, die sich im Verlauf von mehreren Jahrtausenden bis zu Höhen von 3000 Metern auftürmte.
In wärmeren Zeiten nahmen sie ab, in kalten Abschnitten wieder zu. Im Gebirge verschoben sich Gletscher durch ihr eigenes Gewicht in Täler und Senken hinein und wuchsen dadurch immer weiter. Sie schabten und drückten breite Täler in die Berge. Das Eis taute und das Wasser wurde zu einem Fluss, der vom Gletscher durch das Tal dem Meer entgegen fließt.
Das Tal des Flusses Rhone wurde durch einen Gletscher geformt
In den letzten eine Million Jahren gab es auf der Nordhalbkugel der Erde vier Eiszeiten. Weite Teile Europas und Nordamerikas waren in diesen Eiszeiten mit Gletschern bedeckt. Besonders viele Gletscher bildeten sich in den Gebirgen.
Doch die meisten sind inzwischen wieder verschwunden. Heute finden wir Gletscher in Europa vor allem in Norwegen und in der Schweiz. Die größten Schweizer Gletscher sind der Große Aletschgletscher, der Gornergletscher und Fiescher Gletscher.
In Deutschland haben sich gerade einmal fünf Gletscher erhalten, darunter der Nördliche und Südliche Schneeferner unterhalb der Zugspitze.
Der Große Schneeferner ist einer der letzten Gletscher in Deutschland
In Warmzeiten gingen die Gletscher zurück oder sie verschwanden ganz. In kälteren Zeiten dagegen wuchsen sie und dehnten sich aus. Doch seit einigen Jahrzehnten kann man beobachten, dass die Gesamtfläche aller Gletscher sehr schnell abnimmt. Zwischen 1850 und 2005 hat sich die Fläche der deutschen Gletscher um 60 Prozent verringert.
Das hat sicherlich auch mit einem natürlichen Anstieg der Temperaturen zu tun. Aber in den vergangenen 200 Jahren machen sich die Folgen der Industrialisierung und die Zunahme der Weltbevölkerung zusätzlich bemerkbar.
Bei der Verbrennung von Holz, Kohle, Gas und Erdöl wird nämlich das Gas Kohlendioxyd frei. Es steigt auf. In der Höhe lässt es zwar Sonnenstrahlen zur Erde durch, aber Wärmestrahlen, die von der Erde in das kalte Weltall entweichen würden, hält es zurück. So entsteht ein Treibhauseffekt und die Temperatur auf der Erde steigt zusätzlich an.
Forscher befürchten, dass in den nächsten Jahrzehnten viele Gletscher verschwinden werden. Das bringt auch Gefahren für unsere Wasserversorgung mit sich. Etwa 70 Prozent des Süßwassers der Erde sind in Gletschern gebunden.
Wenn die Gletscher also schmelzen, verlieren wir große Wasserspeicher und das Süßwasser wird sich mit dem Salzwasser der Meere vermischen. Außerdem wird der Meeresspiegel ansteigen und Land, das nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt, wird von Überflutung bedroht.
Überall auf der Erde schmelzen die Gletscher. Der Rhonegletscher in der Schweiz wird in 100 Jahren verschwunden sein.
Bilder: Hamsterkiste
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