Man erzählt, irgendwo in dem Gebiet, das wir heute als Hessen bezeichnen, habe sich im Jahr 724 etwas zugetragen, von dem große Wirkungen ausgingen.
In einem dichten Wald versammelten sich zahlreiche Menschen um eine alte Eiche. Mehrere schwer bewaffnete Krieger, die dem Stamm der Franken angehörten und in einer nahen Burg hausten, begleiteten einen großen Mann und seine Gefährten, offenbar um sie zu beschützen. Dieser Mann war ein Mönch und trug eine schwere Axt mit sich.
Außerdem waren da noch Angehörige eines germanischen Volkes, die in der Gegend lebten. Die Stimmung war gespannt. Nun erhob der Mönch seine Axt und hieb auf den knorrigen Baum ein.
Seine Gefährten taten es ihm gleich. Wütend schrien die Germanen auf. Der Baum galt ihnen als heilig, er war ihrem obersten Gott Donar geweiht. Sie meinten, wer diesem Baum etwas zuleide täte, würde sofort von Blitzen erschlagen.
Doch nichts dergleichen geschah. Ruhig fällten die Männer den Baum. Als die Eiche krachend zu Boden gestürzt war, sprach der Mönch zu den Germanen. Er erklärte, der Glaube an Donar und seine heilige Eiche sei heidnischer Aberglaube. Der wahre Glaube sei der an Jesus von Nazareth, den Gott der Christen, der 700 Jahre vorher in Jerusalem am Kreuz gestorben sei.
Dies soll dort geschehen sein, wo sich heute der Ortsteil Geismar in der Stadt Fritzlar befindet. Es wird berichtet, dass die Mönche aus dem Holz der Donareiche eine kleine Kapelle errichteten, an der Stelle, an der heute der Dom zu Fritzlar steht.
Der Anführer der Mönche nannte sich Bonifatius, das bedeutet "Der Glückliche". Diesen Namen hatte ihm der Papst in Rom verliehen, in dessen Auftrag er als Missionar unterwegs war. Er und seine Gefährten sollten Menschen in Germanien zum Christentum bekehren.
Bonifatius trug ursprünglich den Namen Winfrid. Er stammte aus einer kleinen Stadt im Süden Englands. Schon als Kind soll er dem Orden der Benediktiner beigetreten sein. Er wurde zum Priester geweiht und unternahm im Jahr 716 seine erste Missionsreise zu den Friesen, die in den heutigen Niederlanden und im Norden Deutschlands lebten.
Diese Reise war nicht sehr erfolgreich, denn die Friesen wollten keine Christen werden.
Zwei Jahre später zog Bonifatius nach Rom und wurde von Papst Gregor beauftragt, den „ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen“.
Mehrere Missionsreisen folgten. Bonifatius zog mit Mönchen, Kriegern und Handwerkern umher und gründete mehrere Klöster und Bistümer, darunter das Kloster Fulda und die Bistümer Würzburg, Eichstätt und Erfurt.
Im Jahr 754 unternahm Bonifatius erneut eine Missionsreise zu den Friesen. Bei Dokkum, in der Nähe der heutigen Stadt Leeuwarden in den Niederlanden, soll er jedoch auf dieser Reise zusammen mit einigen Begleitern ermordet worden sein.
Sein Leichnam wurde zuerst nach Mainz gebracht und später nach Fulda überführt. Heute befindet sich sein Grab im Dom zu Fulda. Wegen seines Wirkens für die Ausbreitung des Christentums wird er als "Apostel der Deutschen" verehrt.
Das Christentum verbreitete sich allerdings nur langsam. Schließlich wurde es mit Gewalt durchgesetzt. Der fränkische König Karl, den man später Karl den Großen nannte und der sich zum Kaiser krönen ließ, führte mehr als 30 Jahre lang einen blutigen Krieg gegen den germanischen Stamm der Sachsen.
Die Sachsen waren schließlich der fränkischen Übermacht nicht mehr gewachsen. Ihr Herzog Widukind unterwarf sich dem Kaiser und ließ sich taufen. Viele Germanen folgten seinem Beispiel. Der Glaube an die alten germanischen Götter wurde fortan verboten und unterdrückt.
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