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Erklären, was ist, beschreiben, was war, und Kinder zum

Gebrauch ihres eigenen Verstandes anleiten - das ist gut.

Das alte Turmkreuz der Dresdner Frauenkirche



1 Das Kreuz hoch über der Stadt

Das alte Kreuz ist schwer beschädigt, verbeult und verbogen. Es hat Gewitter und Stürme überstanden. Es könnte viel erzählen vom Leben der Generationen, von den Schiffen, die auf der Elbe vorbei zogen und von Zeiten, als es in Dresden noch einen König von Sachsen gab. Und es könnte von dem furchtbarsten Ereignis berichten, das die Stadt Dresden jemals betraf.


Es war einst auf dem Turm der alten Frauenkirche in Dresden angebracht. 91 Meter über dem Erdboden ragte es in den Himmel. Mehr als 200 Jahre lang stand es an seinem Platz. Heute befindet es sich im Inneren der neuen Kirche.


Der Name "Frauenkirche" erinnert an Maria, die Mutter des Kindes Jesus. Die Gottesmutter bezeichnete man früher oft als "Unsere Liebe Frau". Der Bau dieser Kirche begann im Jahr 1726 und dauerte ungefähr 17 Jahre. Die Pläne stammten vom Baumeister George Bähr. Über dem Inneren wölbte sich die größte Kuppel auf einem Gebäude nördlich der Alpen.


Die Frauenkirche war eines der höchsten und schönsten Gebäude der Stadt Dresden. Sie wurde immer wieder gemalt, zum Beispiel von dem berühmten italienischen Maler Canaletto. Doch dieses wunderschöne Bauwerk wurde im Februar 1945 in wenigen Stunden völlig zerstört.

Die Dresdner Frauenkirche nach dem Wiederaufbau – Bild: Hamsterkiste

Dresden um 1850 – Bild: gemeinfrei

2 Die Zeit des Nationalsozialismus

Um zu verstehen, warum die Kirche zerstört wurde, muss man dies wissen: Im Januar 1933 kamen in Deutschland Adolf Hitler und seine Gefolgsleute an die Macht. Sie nannten sich Nationalsozialisten. Später nannte man sie kurz "Nazis".

Zu der Zeit war Deutschland ein armes Land. Sechs Millionen Menschen waren arbeitslos. Hitler versprach, alle Probleme zu lösen. Viele glaubten ihm und folgten ihm begeistert. Er behauptete, an den meisten Schwierigkeiten seien die Juden schuld. Menschen, die der jüdischen Religion angehörten, wurden benachteiligt und schikaniert. 


Anfangs fand die Mehrheit der Menschen Hitlers Politik gut. Wer jedoch gegen ihn war, wurde eingesperrt. Er regierte als Diktator und ließ sich "Führer" nennen. Kinder ab 10 Jahren mussten Mitglieder der "Hitlerjugend" werden. Statt "Guten Tag" sollten alle "Heil Hitler" sagen und dabei den rechten Arm ausstrecken.

Auch in Österreich, das Hitler 1938 mit Deutschland vereinigte, jubelte man ihm zu. Doch wenig später führte er das Land in den Zweiten Weltkrieg.

Hitler im Berliner Lustgarten Mai 1933 - Bild: Deutsches Bundesarchiv, Bild 102-15783, CC-BY-SA

3 Der Zweite Weltkrieg

Am 1. September 1939 marschierten deutsche Soldaten in Polen ein. Im Mai 1940 wurden Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Belgien und Frankreich von der deutschen Wehrmacht besetzt.

Hitler ließ englische Städte bombardieren. Im Juni 1941 folgte der Überfall auf die Sowjetunion, zu der die heutigen Länder Russland, Ukraine und Weißrussland gehörten. Zuerst eroberten die deutschen Truppen riesige Gebiete. Doch ab dem Januar 1943 mussten sich die deutschen Soldaten zurückziehen. Englische und amerikanische Flugzeuge warfen Bomben über deutsche Städte ab.


Am Ende waren viele Städte in der Sowjetunion, in Polen, vor allem aber in Deutschland zerstört und mehr als 50 Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren. Deutsche hatten schreckliche Verbrechen begangen, vor allem an Juden. Am 8. Mai 1945 war Deutschland endgültig besiegt. Hitler nahm sich einige Tage vorher das Leben. Das Land wurde anschließend von Soldaten aus den USA, England, der Sowjetunion und Frankreich besetzt.

Deutsche Soldaten in Russland im Jahr 1942 Bild: Bundesarchiv, Bild 101I-457-0056-12, CC BY-SA

4 Die Zerstörung Dresdens

Die Stadt Dresden erlebte wenige Wochen vor Ende des Krieges die furchtbarsten Tage ihrer Geschichte. Am Abend des 13. Februar 1945 näherten sich fast 250 britische Bomberflugzeuge der Stadt. Innerhalb von 15 Minuten, zwischen 22:13 und 22:38 Uhr fielen mehr als 1800 Sprengbomben.


Zahlreiche Häuser gerieten in Brand, vor allem in der Altstadt. Um 1:23 Uhr am 14. Februar begann der zweite Angriff. Daran waren 529 britische und kanadische Flugzeuge beteiligt. Sie warfen 650.000 Bomben ab. Über der Stadt entstand ein Feuersturm, weil die lodernden Brände die Luft stark erhitzten. Sie stieg auf und von außen strömte Luft mit der Wucht eines Orkans nach. Häuser zerbarsten, Glas und Metall schmolzen.


Gegenstände und menschliche Körper wirbelten umher. Menschen verbrannten oder erstickten an Brandgasen. Am Mittag des 14. Februar erfolgte der dritte Angriff, diesmal durch amerikanische Flugzeuge. Am nächsten Tag wurde die schon fast völlig zerstörte Stadt erneut bombardiert.

Englische und amerikanische Flugzeuge warfen Bomben über Dresden ab – Bild: gemeinfrei

5 Der Einsturz der Frauenkirche

Niemand weiß genau, wie viele Menschen bei den Luftangriffen im Februar 1945 ums Leben kamen. Die meisten Wissenschaftler gehen von etwa 25.000 Toten aus. Es herrschte großes Chaos in der Stadt, die Überlebenden irrten durch die Trümmer. Sie waren voller Angst und Panik. Überall lagen Leichen. Auf dem Altmarkt wurden einige tausend Tote verbrannt, denn man konnte gar nicht alle Opfer beerdigen.


Am 15. Februar 1945, etwa um 10:15 Uhr, stürzte die Frauenkirche ein. Durch die Hitze war das Gestein so brüchig geworden, dass es die Last des Gewölbes nicht mehr tragen konnte. Auch das Turmkreuz lag nun unter den Trümmern.


Da, wo einmal eine Kirche gestanden hatte, gab es einen riesigen Trümmerberg. Und nicht nur die Frauenkirche war zerstört. Überall in Dresden musste zunächst der Schutt beseitigt werden, bevor man mit dem Wiederaufbau beginnen konnte.


Bei den Aufräumarbeiten halfen vor allem Frauen. Man nannte sie "Trümmerfrauen". Viele Männer waren im Krieg gefallen oder noch in Gefangenschaft. Von den Steinen, die einmal in die Mauern der Frauenkirche eingefügt waren, wurden einige hundert an einem anderen Ort eingelagert. Der Rest blieb liegen und wurde als Mahnmal gegen den Krieg mit Rosen bepflanzt.

Die Stadt Dresden im Jahr 1945 - Bild: Deutsches Bundesarchiv, Bild 183-Z0309-310, CC BY-SA

6 Der Wiederaufbau

Auch andere bedeutende Bauwerke in Dresden waren zerstört und mussten wieder aufgebaut werden. 1964 wurde der berühmte "Zwinger" erneuert. 1985 konnte der Wiederaufbau der Semperoper vollendet werden.


Am 12. Februar 1990 ging der "Ruf aus Dresden" hinaus in die Welt, mit dem sich Dresdener Bürger für den Wiederaufbau der Frauenkirche einsetzten.


Man gründete eine Stiftung und begann, Spenden zu sammeln. Schließlich wurde beschlossen, die Kirche tatsächlich wieder aufzubauen. Man begann, den Trümmerberg abzutragen und alle Teile, die man vielleicht noch verwenden konnte, zu nummerieren und einzulagern. Mehr als 8000 Steine wurden geborgen, 3539 Stück konnten schließlich in die Außenfassade des Kirchenbaus wieder eingefügt werden. Unter den Trümmern fand man auch das Turmkreuz.


Im Jahr 2005 waren die Arbeiten abgeschlossen. Auch das Innere der Kirche erstrahlt heute wieder in neuem Glanz. Am 30. Oktober 2005 wurde die Kirche eingeweiht. Die Kosten beliefen sich auf 180 Millionen Euro, davon kamen 115 Millionen durch Spenden aus aller Welt zusammen.

Viele Steine der alten Kirche wurden in die Fassade der neuen Kirche eingebaut

Das Innere der Frauenkirche heute

7 Das neue Turmkreuz

Man hatte das alte Turmkreuz zwar gefunden, doch es war schwer beschädigt. Deshalb konnte es nicht wieder auf der Kuppel der Kirche angebracht werden.

Die Frauenkirche erhielt ein neues Turmkreuz. Es ist acht Meter hoch und wurde von dem britischen Künstler Alan Smith geschaffen. Er war der Sohn eines der britischen Piloten, die 1945 Bomben auf die Stadt Dresden abgeworfen hatten. Das neue Turmkreuz wurde mit Spenden aus Großbritannien finanziert. Es gilt daher auch als "Versöhnungskreuz". Das alte Kreuz steht nun im Inneren der Kirche.


In die Kuppel der Frauenkirche hat man eine Plattform für Besucher eingebaut. Aus einer Höhe von 67 Metern hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt Dresden. Von den Zerstörungen des Krieges ist kaum noch etwas zu sehen. Doch wenn man durch die Stadt geht, findet man manchmal noch Stellen, die an das Grauen vom Februar 1945 erinnern. An manchen Gebäuden erkennt man Steine, die rot verfärbt sind. Diese Verfärbungen entstanden durch den Feuersturm. Sie haben sich unauslöschlich eingebrannt.

Das neue Turmkreuz

Bilder: Hamsterkiste (8), Bundesarchiv (wie angegeben), gemeinfrei (3) 

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