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Erklären, was ist, beschreiben, was war, und Kinder zum

Gebrauch ihres eigenen Verstandes anleiten - das ist gut.

Auf dieser Seite sind Bilder eines Toten zu sehen. Verantwortliche Lehrkräfte bzw. Eltern mögen bitte entscheiden, ob und ab welchem Alter diese Darstellungen ihren Kindern zugemutet werden können.



1 Ein grausiger Fund

Es war der 19. September 1991. Ein Ehepaar aus Nürnberg unternahm eine Wanderung in den Ötztaler Alpen. Ihr Ziel war die Finailspitze in der Region Similaun. Das Wetter war gut und die beiden Wanderer waren von einer wunderbaren Bergwelt umgeben.

Auf dem Rückweg, am Hauslabjoch in einer Höhe von 3200 Metern, sahen sie plötzlich etwas Braunes aus dem Geröll ragen. Als sie näher kamen, entdeckten sie eine menschliche Leiche. Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf einem Felsen. Der Oberkörper war nackt und der Rest von Wasser und Schnee bedeckt.


Zunächst dachte man, es sei ein verunglückter Bergsteiger. Doch schon bald ergaben die Untersuchungen, dass dieser Mensch schon seit mehreren tausend Jahren hier gelegen hatte. Schnee und Eis hatten seinen Körper konserviert. Man fand auch noch Teile seiner Kleidung und seiner Ausrüstung. Und inzwischen weiß man eine Menge über diesen Mann.

2 Erste Untersuchungen

Wissenschaftler aus mehreren Ländern untersuchten den Leichnam. Man fand heraus, dass er vor mehr als 5300 Jahren gelebt hatte. Er war ungefähr 1,60 Meter groß und etwa 40 bis 45 Jahre alt. Er trug eine Mütze aus Bärenfell und einen Mantel aus Gras. Er hatte Waffen und etwas Glut von seinem letzten Lagerfeuer bei sich.

Er starb wahrscheinlich unter großen Qualen, hoch im Gebirge, weit entfernt von jeder menschlichen Siedlung. Weil die Fundstelle in den Ötztaler Alpen liegt, nennt man ihn manchmal auch "Ötzi". Der Körper wog noch 13,3 kg. Eis und Schnee hatten ihn vollständig erhalten, man fand nur eine Verletzung an der linken Hüfte. Einen solchen Leichnam bezeichnet man als Gletschermumie.

Der Mann hatte ziemlich gesunde Zähne, sie waren jedoch stark abgenutzt. Man fand heraus, dass auf beiden Seiten Rippen gebrochen gewesen waren. Der Leichnam wies über 50 Tätowierungen auf.

3 Die Todesursache

Und man entdeckte auch, woran der Mann gestorben war. Man fand in seinem Körper nämlich eine kleine Pfeilspitze aus Stein. Sie hatte knapp die Lunge verfehlt. Der Pfeil war von hinten in die linke Schulter eingedrungen.

Der Mann konnte vermutlich zum Schluss seinen linken Arm nicht mehr bewegen. Doch wer hat auf ihn geschossen? Warum wurde auf ihn geschossen? Man weiß es nicht.

Vielleicht wurde er verfolgt, flüchtete in die Berge und erfror. Vielleicht gab es Streit um die letzte Jagdbeute des Mannes. In seinem Magen fand man Reste seiner letzten Nahrung.

4 Das Grab in der Kühlkammer

Die Untersuchung des Mageninhalts ergab: Drei bis vier Stunden vor seinem Tod hatte der Mann Fleisch von einem Hirschen und ein paar Getreidekörner zu sich genommen. Man fand auch Eier des Peitschenwurms in seinem Darm. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass er wahrscheinlich Durchfall hatte.

Heute wird die Mumie des Mannes aus dem Eis im Archäologiemuseum in Bozen aufbewahrt. Bozen liegt in Südtirol in Italien. Der Fundort in den Ötztaler Alpen lag 92 m von der Grenze entfernt. Er lag auf der italienischen Seite, also gehört "Ötzi" nach Italien und nicht nach Österreich.


Damit der Körper nicht auftaut und verwest, muss er sehr kühl gehalten werden. Man hat deshalb eine Kammer gebaut, in der immer eine Temperatur von  minus 6° C und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Die Museumsbesucher können die Mumie durch ein kleines Fenster betrachten. Im Museum erfährt man natürlich noch viel mehr über den Mann aus dem Eis, zum Beispiel über seine Kleidung und seine Waffen.

5 „Ötzi“ war warm angezogen

Man hat noch einige Reste seiner Bekleidung gefunden. Auch sie wurden durch das Eis und die Kälte konserviert. Und daher wissen wir, dass der Mann aus dem Eis eigentlich schön warm angezogen war.


Er trug um die Hüften einen Lendenschurz. Es gab vor 5300 Jahren noch keine Hosen, aber die Beine des Mannes steckten in 65 cm langen Röhren. Sie waren aus Ziegenfellen genäht. Auf dem Körper trug er einen langen Fellmantel, der bis zu den Knien reichte und aus vielen rechteckigen Stücken genäht war. 

Die Stücke bestanden aus Ziegenfell, zum Nähen wurden Sehnen von Tieren benutzt. Die Schuhe waren aus Leder gefertigt. Für die Sohle hatte man Leder aus Bärenfell, für das Oberleder Hirschfell verwendet. Im Inneren der Lederhülle war ein Netz befestigt, das aus Grasschnüren bestand. Dieses Netz war mit Heu gefüllt, das die Füße warm halten sollte. Ob "Ötzi" wohl trotzdem kalte Füße hatte? Das ist sehr wahrscheinlich, denn die Schuhe waren sicher nicht wasserdicht.

An der Fundstelle der Leiche wurden drei größere Reste von Grasgeflechten geborgen. Es waren Teile eines freien, ärmellosen Umhangs. Dieser Umhang wurde über dem Fellmantel getragen. Er war aus langen Gräsern gefertigt. Auf dem Kopf trug der Mann eine Mütze aus Bärenfell, die aus mehreren Fellstreifen bestand. Zwei Lederbänder konnte er unter dem Kinn zusammenbinden.

6 Der Mann war bewaffnet

Der Mann aus dem Eis hatte mehrere Gegenstände und Waffen bei sich. Dazu gehörte ein Beil, das mit einem 60 cm langen Schaft aus Eibenholz versehen war. Die Klinge war fast vollständig aus Kupfer gefertigt.

Der Köcher bestand aus einem länglichen Fellsack aus Leder. Darin befanden sich 14 Pfeile, einige Geweihspitzen, Tiersehnen und eine Schnur. Zwei der Pfeile waren mit Spitzen aus Stein versehen. Außerdem hatte der Mann 12 Pfeile bei sich, die noch nicht fertig bearbeitet waren. Der Dolch bestand aus einer kleinen Steinklinge und einem Griff aus Eschenholz. Er steckte in einer Scheide aus Bast.

Der Mann hatte auch zwei Gefäße aus Birkenrinde dabei. In einem befanden sich kleine Stückchen Holzkohle. Offenbar hatte er darin Reste seines letzten Lagerfeuers transportiert.

7 Wer war der Mann aus dem Eis?

Man hat sehr viel über "Ötzi" herausgefunden und inzwischen sogar ein Modell seines Körpers nachgestaltet. Trotzdem bleiben viele ungeklärte Fragen. Wovon lebte er, war er Bauer, Jäger oder Krieger? War er ein Händler? Welche Sprache verstand er? Wie weit war er herumgekommen? Kannte er nur Berge oder auch die Ebene und das Meer?


Vor allem aber: Warum starb er qualvoll in 3200 Meter Höhe, schwer verwundet und hilflos? Er kann es uns nicht mehr verraten. Aber besuch ihn doch mal. Im Südtiroler Archäologiemuseum kannst du ihn in seiner Kältekammer betrachten und dich über die neuesten Ergebnisse der Forschung informieren.

Die Lerngeschichte entstand mit freundlicher Unterstützung des Südtiroler Archäologiemuseums. - Bilder: © Südtiroler Archäologiemuseum / Grafiken: Hamsterkiste unter Verwendung von Bildern des Südtiroler Archäologiemuseums

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