1 - Vor 2000 Jahren erstreckte sich rund um das Mittelmeer das Römische Reich. Auch das heutige Frankreich, das die Römer Gallien nannten, gehörte dazu. Im Süden Galliens lag die Stadt Nemausus, die heute Nîmes heißt. In der Stadt lebten damals etwa 20.000 bis 25.000 Menschen.
2 - Einige Bauwerke aus dieser Zeit sind noch erhalten: Zum Beispiel das Amphitheater, der "Große Turm" als Teil der Stadtmauer, das Augustustor und ein Tempel der Göttin Diana. Diese Werke römischer Baumeister haben zwei Jahrtausende überdauert.
3 - Etwa 20 Kilometer nordöstlich der Stadt befindet sich ein besonders beeindruckendes Beispiel römischer Baukunst: Der "Pont du Gard". Es ist die Brücke über den Fluss Gardon, der in römischer Zeit Vardo hieß. Sie war Teil eines Aquädukts, einer steinernen Wasserleitung, die die Stadt Nîmes mit dem lebensnotwendigen Wasser versorgte.
4 - Die Leitung war insgesamt etwa 50 Kilometer lang. Das Wasser stammte aus Quellen bei der Stadt Uceta, die heute Uzès heißt. Der Höhenunterschied zwischen dem Beginn des Wasserkanals und seinem Ende betrug nur 12 Meter, also 24 Zentimeter auf einen Kilometer. Teile der Wasserleitung verliefen durch Tunnel, die ins Gebirge gegraben werden mussten. Wegen der gebirgigen Gegend waren viele Umwege nötig.
5 - Dennoch gelang es den Bauleuten, das gleichmäßige, geringe Gefälle einzuhalten. Sie rechneten dabei noch ohne Taschenrechner und Computer. Die Überwindung des Tals, das der Fluss Gardon gegraben hatte, stellte die Baumeister vor besondere Herausforderungen. Sie errichteten schließlich eine Brücke, die 49 Meter hoch war und 3 Bogenreihen umfasste, die übereinander angelegt wurden.
6 - Die untere Etage bestand aus 6 Bögen. Sie ist 22 Meter hoch, 6 Meter breit und 142 Meter lang. Die 11 Bögen der mittleren Ebene stehen enger. Sie verteilen sich auf eine Länge von 242 Meter, sind 4 Meter breit und 20 Meter hoch. Die dritte Ebene umfasst 35 Bögen. Sie ist 275 Meter lang, 3 Meter breit und 7 Meter hoch.
7 - Über der dritten Ebene errichteten die Bauleute eine steinerne Rinne. Sie ist nur noch 1,80 Meter hoch und 1,20 Meter breit. Durch diese Rinne flossen täglich etwas 20 Millionen Liter Wasser. Jeder Einwohner von Nemausus verbrauchte also pro Tag im Durchschnitt etwa 1000 Liter.
8 - Das Wasser war von einer hervorragenden Qualität. Doch man brauchte es nicht nur als Trinkwasser. Die Römer verbrachten den Tag gern in Badehäusern, in denen es reichlich Wasser gab. Sie verbrauchten jedenfalls viel mehr Wasser als wir heute.
9 - Man verwendete für den Bau des Pont du Gard große rechteckige Steine, die in nahen Steinbrüchen gewonnen wurden. Die Kanten waren so gleichmäßig behauen, dass sie ohne Mörtel aufeinander geschichtet werden konnten.
10 - Man schätzt, dass etwa 1000 Arbeiter drei Jahre lang beschäftigt waren, um das große Bauwerk zu errichten. Sie arbeiteten mit einfachen Werkzeugen. Die Steine wurden mit Hilfe von Baukränen in die Höhe gehoben, die durch Tretmühlen betrieben wurden. Aus den Wänden ragen an manchen Stellen unregelmäßige Steine hervor, auf denen wahrscheinlich die Baugerüste verankert waren.
11 - Einige Jahrhunderte lang versorgte die Leitung die Stadt Nemausus mit Wasser. Doch dann wurde sie nicht mehr genügend gepflegt. Im 8. Jahrhundert war sie schließlich unbrauchbar. Die Menschen begannen, einzelne Steine der Anlage abzubauen und für andere Bauten zu verwenden.
12 - Die untere Ebene des Pont du Gard wurde später als Straßenbrücke benutzt. Seit 1985 ist der Pont du Gard als Teil des Unesco-Welterbes besonders geschützt. Jährlich besuchen viele Touristen das Bauwerk und staunen, was Menschen schon vor 2000 Jahren schaffen konnten.
Der Pont du Gard ist heute ein beliebtes Touristenziel
Der Fluss Gardon wird durch de Pont du Gard überbrückt
In der Stadt Nímes, die einst Nemausus hieß, gibt es noch viele Bauwerke aus römischer Zeit, zum Beispiel das Amphitheater
Der Pont du Gard besteht aus drei Bogenreihen
Das Bauwerk wurde auf felsigem Untergrund errichtet
Die Römer erichteten mit einfachen Maschinen beeindruckende Bauwerke
Die behauenen Steine des Bauwerks weisen nur dünne Fugen auf - Bilder: Hamsterkiste
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