1 - Wrocłav ist eine der größten Städte in Polen. Hier leben heute mehr als 640.000 Einwohner. Wrocłav ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien, einer von 16 Woiwodschaften in Polen. Sie entsprechen unseren Bundesländern.

2 - Diese Stadt hieß einmal Breslau. Etwa 700 Jahre lang sprachen hier die meisten Menschen Deutsch oder Schlesisch. In ihrer langen Geschichte gehörte sie zum Königreich Polen, dann zu Ungarn, Böhmen und Österreich. Der preußische König Friedrich II eroberte Schlesien im Jahr 1742. Als Teil von Preußen kam es schließlich zum Deutschen Reich. Im Jahr 1933 war Breslau die achtgrößte Stadt in Deutschland. Dann kam der Diktator Adolf Hitler an die Macht.

3 - Am 1. September 1939 überfielen deutsche Soldaten auf Befehl Adolf Hitlers das Land Polen. Damit begann der Zweite Weltkrieg. Hitler einigte sich mit dem Diktator der damaligen Sowjetunion, Josef Stalin, darauf, Polen zwischen Deutschland und der Sowjetunion zu teilen.

4 - Deutsche Soldaten marschierten auch in andere europäische Länder ein. Im Juni 1941 schließlich überfielen Hitlers Truppen die Sowjetunion, zu der die heutigen Länder Russland, Ukraine und Weißrussland gehörten. Zuerst eroberten sie riesige Gebiete. Doch ab dem Januar 1943 mussten sie sich immer mehr zurückziehen.

5 - Von englischen und amerikanischen Flugzeugen wurden nun über deutschen Städten Bomben abgeworfen. Sie brachten Tod und Zerstörung. Dabei starben nicht nur Soldaten, sondern auch Frauen, Kinder und alte Menschen. Von Osten drang die "Rote Armee" der Sowjetunion immer weiter vor.

6 - Am Ende des Weltkrieges hatten mehr als 50 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Von Deutschen waren schreckliche Verbrechen begangen worden, vor allem an Juden. Am 8. Mai 1945 war Deutschland endgültig besiegt. Viele Städte waren zerstört und das Land wurde von Soldaten aus den USA, England, der Sowjetunion und Frankreich besetzt. Hitler nahm sich einige Tage vor dem Ende des Krieges das Leben.

7 - Der amerikanische Präsident Truman, der englische Premierminister Churchill und der sowjetische Diktator Stalin trafen sich im Sommer 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Sie beschlossen, dass Deutschland alle Gebiete östlich der Flüsse Oder und Neiße abgeben musste, den größten Teil an Polen.

8 - Davon war auch Breslau betroffen. In den letzten Monaten des Krieges war die Stadt vollkommen zerstört worden, viele Menschen waren nach Westen geflüchtet. Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 zwang die neue polnische Regierung alle noch in der Stadt lebenden Deutschen, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Hier wurden nun Menschen aus dem östlichen Teil Polens angesiedelt, der an die Sowjetunion abgetreten werden musste. Aus Breslau wurde Wrocłav.

9 - Die Vertreibung und die Umsiedlung war mit viel Leid für die Menschen verbunden. Für diejenigen, die einmal in Breslau, in Schlesien und anderen Gebieten im Osten gelebt hatten, war der Neuanfang im Westen Deutschlands oft schwer, sie litten unter dem Verlust ihrer Heimat. Auch die polnische Bevölkerung, die nun hier angesiedelt wurde, hatte ihre Heimat verlassen müssen.

10 - Es hat lange gedauert, bis deutsche Regierungen anerkannt haben, dass Breslau und Schlesien nun zu Polen gehören. In Polen haben viele nicht vergessen, was Deutsche ihrem Land angetan haben. Inzwischen gehören Deutschland und Polen gemeinsam zur Europäischen Union (EU) und zum Militärbündnis NATO. Viel wurde getan, um das Verhältnis zwischen beiden Ländern wieder zu verbessern.

11 - Die Stadt Wrocłav ist heute eine lebendige moderne Großstadt. Die zerstörten Häuser sind wieder aufgebaut. Vor allem das Zentrum um den Marktplatz erstrahlt in neuem Glanz. Touristen aus aller Welt besuchen die Stadt. Noch immer erinnert vieles daran, dass es einmal eine deutsche Stadt war. Aber vor allem erinnert sie daran, wie viel Leid, Tod, Zerstörung und Zwietracht Kriege und Gewaltherrscher auslösen können.

Das Rathaus

Diese beiden Gebäude nennt man Hänsel und Gretel, im Hintergrund die Elisabethkirche

Die Häuser am Marktplatz sind wunderschön restauriert

Der Dom ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Er wurde im Jahr 1341 fertig gestellt.

Wrocłav ist heute eine moderne Großstadt

Die Jahrhunderthalle wurde 1913 nach Plänen eines deutschen Architekten fertig gestellt. In der Halle können Veranstaltungen mit bis zu 20.000 Besuchern stattfinden.

Wrocłav liegt an der Oder. Der Fluss tritt manchmal über die Ufer und überschwemmt die Stadt.

Überall in der Stadt sind kleine Zwerge verteilt, die allerlei Schabernack treiben - Bilder: Hamsterkiste