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Görlitz gilt heute als eine der schönsten Städte in Deutschland.



1 - Ruhig fließt das Wasser des Flusses dahin. Man sieht eine Brücke und die Türme einer Kirche, an beiden Ufern Häuser und Straßen. Ein friedliches und dennoch ungewöhnliches Bild. Der Fluss bildet nämlich nicht nur die Grenze zwischen zwei Ländern, sondern er trennt zwei Orte, die bis vor wenigen Jahrzehnten eine einzige Stadt waren. Auf der westlichen Seite liegt heute die Stadt Görlitz in Deutschland. Am östlichen Ufer befinden wir uns in der Stadt Zgorzelec in Polen.

2 - Noch bis zum Jahr 1945 bildeten beide Orte die deutsche Stadt Görlitz in der Provinz Schlesien. Der Fluss heißt Neiße. Einige Kilometer weiter vereinigt sich dieser Fluss mit der Oder, die noch andere Nebenflüsse aufnimmt und schließlich in die Ostsee mündet.


3 - Am 1. September 1939 überfielen deutsche Soldaten auf Befehl Adolf Hitlers das Nachbarland Polen. Hitler ließ englische Städte bombardieren und seine Truppen in andere europäische Länder einmarschieren. Im Juni 1941 folgte der Überfall auf die Sowjetunion, zu der die heutigen Länder Russland, Ukraine und Weißrussland gehörten. Zuerst eroberten die deutschen Truppen riesige Gebiete. Doch ab dem Januar 1943 mussten sie sich zurückziehen.

4 - Von englischen und amerikanischen Flugzeugen wurden nun über deutschen Städten Bomben abgeworfen. Sie brachten Tod und Zerstörung. Dabei starben nicht nur Soldaten, sondern auch Frauen, Kinder und alte Menschen. Von Osten drang die "Rote Armee" der Sowjetunion immer weiter vor, von Westen befreiten amerikanische und britische Soldaten erst Westeuropa, dann den Westen Deutschlands.

5 - Am Ende des Krieges hatten mehr als 50 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Von Deutschen waren schreckliche Verbrechen begangen worden, vor allem an Juden. Am 8. Mai 1945 war Deutschland endgültig besiegt. Viele Städte waren zerstört und das Land wurde von Soldaten aus den USA, England, der Sowjetunion und Frankreich besetzt. Hitler nahm sich einige Tage vor dem Ende des Krieges das Leben.


6 - Der amerikanische Präsident Truman, der englische Premierminister Churchill und der sowjetische Diktator Stalin trafen sich im Sommer 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Sie beschlossen, dass Deutschland alle Gebiete östlich der Flüsse Oder und Neiße abgeben musste, den größten Teil an Polen.

7 - Davon war auch die Stadt Görlitz betroffen. Der kleinere Stadtteil im Osten war einmal durch sieben Brücken mit dem westlichen Teil verbunden. Deutsche Soldaten hatten noch am vorletzten Tag des Krieges alle Brücken zerstört. Nach der Potsdamer Konferenz mussten dann fast alle Deutschen, die jenseits von Oder und Neiße lebten, ihre Häuser und Wohnungen verlassen, auch die Bewohner des östlichen Stadtteils von Görlitz.

8 - Hier wurden von der polnischen Regierung vor allem Menschen aus dem östlichen Teil Polens angesiedelt, der an die Sowjetunion abgetreten werden musste. Auch einige tausend Griechen, die in den Jahren 1946 bis 1949 ihre Heimat wegen eines Bürgerkrieges verlassen und in Polen Zuflucht gesucht hatten, ließen sich hier vorübergehend nieder. Die neue Stadt erhielt den polnischen Namen Zgorzelec.

9 - Heute hat Zgorzelec etwas mehr als 30.000 Einwohner, in der deutschen Stadt Görlitz leben ungefähr 56.000 Menschen. In beiden Städten gibt es noch viele alte Gebäude aus der langen Geschichte der Stadt Görlitz, die früher einmal sehr reich war. Viele dieser Gebäude wurden in den vergangenen Jahren restauriert. Görlitz gilt inzwischen als eine der schönsten Städte Deutschlands.


10 - Die beiden Städte versuchen, trotz der schwierigen Geschichte ein gutes Verhältnis zu entwickeln. Bis zum Jahr 2004 gab es nur eine Brücke über die Neiße. Dann wurde die Altstadtbrücke gebaut, über die Fußgänger und Radfahrer hin und her fahren können. Polen und Deutschland gehören inzwischen zur Europäischen Union. Man kann heute von einem Land in das andere gelangen, ohne einen Pass oder eine Einreiseerlaubnis vorzuzeigen.

11 - Görlitz und Zgorzelec bezeichnen sich heute gemeinsam als "Europastadt". Sie vertrauen darauf, dass sich die Verbindungen zwischen beiden Städten in Zukunft friedlich und mit gegenseitigem Respekt entwickeln werden.

Blick nach Süden: Die Fußgängerbrücke verbindet Görlitz (rechts) mit  Zgorzelec.

Blick nach Norden auf die Neiße, einige Kilometer weiter mündet sie in die Oder.

Die Peter- und Paulskirche ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie liegt direkt an der Neiße.

Eines der markantesten Bauwerke in Görlitz ist der 46 m hohe "Dicke Turm".

An der ehemaligen Rathausapotheke sind zwei Sonnenuhren zu sehen.

An dieser Tür befindet sich ein Flüsterbogen: Was man auf der einen Seite flüstert, kann man auch der anderen gut verstehen.

Von dieser "Verkündkanzel" (links) am Rathaus erfuhren die Einwohner von Görlitz früher wichtige Neuigkeiten

In solchen Hallenhäusern wohnten die Kaufleute. Hier konnten sie auch ihre Waren unterbringen.

Die Portale der Bürgerhäuser erinnern an den Reichtum der Stadt, die an der wichtigen Handelsstraße Via Regia lag.

In diesem Haus soll der französische Kaiser Napoleon mehrmals gewohnt haben, zuletzt 1813.

Die ehemalige Oberlausitzer Ruhmeshalle zu Ehren des deutschen Kaisers Wilhelm in Zgorzelec wird heute als Museum und Kulturhaus genutzt. Hier gibt es gelegentlich gemeinsame Sitzungen der Stadträte aus Görlitz und Zgorzelec. - Bilder: Hamsterkiste

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