1 - Wrocłav ist eine der größten Städte in Polen, hier leben heute mehr als 672.000 Einwohner. Diese Stadt hieß einmal Breslau. Wie es dazu kam, erzählt eine andere Geschichte in der Hamsterkiste.

2 - Wrocłav wird von vielen Touristen besucht. Sie besichtigen die wunderschöne Altstadt, lassen es sich in den Gaststätten und Cafés gut gehen und beschäftigen sich mit der Geschichte der Stadt. Irgendwann fallen wohl jedem kleine Figuren auf, die scheinbar zufällig am Straßenrand, an der Ecke eines Hauses oder in der Nähe eines Denkmals stehen. Es sind die berühmten "Breslauer Zwerge".

3 - Die Figuren sind aus Bronze gegossen und etwa 30 Zentimeter groß, also etwa so groß wie Tauben. Zu diesen kleinen Figuren kam es so: Von 1945 bis 1989 herrschte in Polen die Kommunistische Partei, die eng mit anderen kommunistischen Parteien in der damaligen Sowjetunion und in anderen Ländern Osteuropas verbunden war. In all diesen Ländern regierten führende Leute dieser Parteien, die sich wenig um die Meinung der Bevölkerung scherten.

4 - Viele Menschen in Polen waren mit dieser Partei nicht einverstanden. Es gab unter anderem eine Gruppe, die in Zwergenkostümen Demonstrationen veranstaltete. Diese Gruppe stellte schließlich als Zeichen des Protestes einen Zwerg in der Breslauer Altstadt auf. Sie nannten ihn Papa Zwerg.

5 - 1989 wurde Polen ein demokratischer Staat, die alleinige Herrschaft der Kommunistischen Partei endete. Nun stellten sich auch andere Parteien zur Wahl. Im Jahr 2001 veranstalteten Studenten der Kunsthochschule ein Projekt, in dem sie mehrere Zwerge schufen und an verschiedenen Stellen in der Stadt aufstellten. Danach folgten immer mehr. Inzwischen gibt es in Breslau über 600 solcher Zwerge. Sie regen zum Schmunzeln an, aber sie sind auch immer noch ein Zeichen dafür, dass man Widerstand leisten muss, wenn eine Person oder eine Partei in einem Land die alleinige Herrschaft ausübt.

 Bilder: Hamsterkiste