Kinder verkleiden sich gern. Manchmal einfach nur zum Spaß, in der Schule, bei Geburtstagsfeiern, aus Anlass von Halloween oder beim Theaterspielen. Es gibt aber auch eine Zeit, in der Erwachsene Kostüme anziehen, sich schminken, fröhlich sind und feiern.
Manche veranstalten dann lange Umzüge mit Musikkapellen und großen Wagen. Andere treten mit schrecklichen Masken auf und führen merkwürdige Tänze auf. Erwachsene, die sich doch meistens ernst und gesittet verhalten, können dann ziemlich verrückt sein.
Diese Zeit nennt man Karneval. Das heißt, vor allem im Rheinland bezeichnet man sie so. Besonders berühmt ist nämlich der Karneval in Köln und in anderen Städten in Nordrhein-Westfalen wie zum Beispiel Düsseldorf, Bonn und Aachen. In anderen Gegenden spricht man von Fasnacht, Fasnet oder vom Fasching.
Da man nicht über alle Orte gleichzeitig berichten kann, geht es in dieser Lerngeschichte vor allem um den Karneval in Köln.
Im Karneval sind manche Menschen ein bisschen verrückt - Bild: Festkommitee Kölner Karneval
Im Rheinland beginnt die Karnevalszeit immer im November, genau am 11. 11. um 11.11 Uhr. Sie endet in allen Gegenden am Aschermittwoch. Dieser Tag liegt frühestens am 4. Februar und spätestens am 10. März. Am Aschermittwoch beginnt eine 40tägige Fastenzeit.
Diese Fastenzeit wurde früher oft sehr streng eingehalten. Ausgelassene Feste waren verboten, die Menschen sollten nicht so viel essen, sie sollten Buße tun und auf vieles verzichten. Deshalb wollte man vor Beginn der Fastenzeit noch einmal richtig feiern.
In der Kölner Mundart heißt der Karneval deshalb auch „Fastelovend“, der Abend vor dem Fasten. Später kam dann dazu, dass einfache Bürger sich in der Karnevalszeit als Narren oder als wichtige Personen verkleideten.
So konnten bedeutende Menschen veralbert und über sie gelacht werden. Da die Feiern zum Karneval oft sehr ausgelassen waren und die Ordnung störten, versuchten manche Städte immer wieder, diesen Brauch zu verbieten.
Niemand weiß genau, wann zum ersten Mal Karneval gefeiert wurde. Das ist bestimmt schon einige Jahrhunderte her. Sicher gab es in dieser langen Zeit auch weniger schöne Ereignisse, besonders unter dem Einfluss von Alkohol. Im Jahr 1823 gründete sich deshalb in Köln eine Gemeinschaft von Leuten, die den wilden Kölner Karneval ordnen wollte.
Sie nannte sich Komitee. Ihre Hauptaufgabe war es, einen Umzug am Rosenmontag zu organisieren. Später entstanden viele weitere Gemeinschaften, die gemeinsam Karneval feierten. Man nennt sie Karnevalsgesellschaften. In Köln gibt es davon heute mehr als 100.
In der Zeit bis zum Aschermittwoch veranstalten sie viele Sitzungen, in denen gefeiert, getanzt und getrunken wird. Auch lustige Reden werden vorgetragen, oft in Reimen. Man nennt sie Büttenreden. Bütten waren große Bottiche, die früher im Weinbau, bei der Papierherstellung oder zum Wäschewaschen genutzt wurden.
Die Karnevalssitzungen finden meistens im Winter in großen Sälen und Hallen statt. Der besonderer Höhepunkt beginnt am Donnerstag vor Aschermittwoch, die Weiberfastnacht.
An diesem Tag übernehmen symbolisch die Frauen das Kommando über eine Stadt. Es ist Brauch, dass Frauen die Rathäuser stürmen und besetzen. Sie haben manchmal wirkliche Scheren dabei und schneiden den Männern die Krawatten ab.
Nicht alle Männer werden bei der Weiberfastnacht so nett behandelt wie dieser Polizist - Bild: Festkommitee Kölner Karneval
Die Karnevalsfeiern im Rheinland stehen jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. Den Feierlichkeiten steht der „Prinz Karneval“ vor, der das Oberhaupt aller Narren während des Karnevals darstellt. Er muss bei vielen Anlässen anwesend sein.
In Köln bildet der Prinz Karneval mit dem Bauern und der Jungfrau das Dreigestirn. Der Bauer steht für die wehrhaften und eigenständigen Bürger Kölns. Die Jungfrau soll an die römische Kaiserin Agrippina erinnern, die als Gründerin Kölns gilt. Sie wird immer von einem Mann dargestellt.
Das Kölner Dreigestirn 2021 - Bild: Festkommitee Kölner Karneval
Der Rosenmontag ist der letzte Montag vor dem Aschermittwoch. Schon am Tag vorher finden kleinere Umzüge in den Stadtteilen statt. Diese Umzüge nennt man Veedelszöch, weil die Stadtteile in Köln Veedel genannt werden.
Auch Schulen beteiligen sich an diesen Umzügen. Dabei werden die besten Kostüme ausgezeichnet und die Gewinner dürfen am nächsten Tag beim großen Rosenmontagszug mitlaufen. Der Rosenmontagszug hat in Köln eine Gesamtlänge von etwa 6 Kilometer und mehr als 10 tausend Personen nehmen daran teil. Darunter sind Musikkapellen, Tanzgruppen und Reitergruppen. Er dauert mehrere Stunden.
Im Zug fahren auch etwa 150 Festwagen mit, die von den Karnevalsgesellschaften der Stadt gestellt werden. Auf diesen Festwagen führt man oft riesige Figuren mit. Sie stellen Politiker oder andere wichtige Menschen dar, denen man auf lustige Art und Weise Fehler und Schwächen vorhält.
An den Straßen der Rosenmontagszüge stehen Hunderttausende von Menschen, die zum Teil von sehr weit anreisen. In Köln führt der Zug mitten durch die Innenstadt am Kölner Dom vorbei.
Vor dem Zug laufen einige Vorgruppen, dann beginnt der eigentliche Zug traditionell mit der Karnevalsgesellschaft der „Blauen Funken“. Am Ende des Zuges fährt das Kölner Dreigestirn auf dem Prunkwagen. Von den Festwagen werden ständig „Kamelle“ geworfen. Das sind meistens Süßigkeiten, aber auch kleine Plüschtiere oder Blumen landen in der Menge.
Rosenmontagszüge gibt es nicht nur in Köln. Besonders berühmt sind auch die Umzüge in Düsseldorf und Mainz.
Im Südwesten Deutschlands und im Norden der Schweiz wird eine total andere Art des Karnevals gefeiert. Es ist die "Schwäbisch-alemannische Fastnacht", die man dort "Fasnet" nennt. Sie beginnt meistens erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Ihren Höhepunkt erreicht sie am "Schmotzige Dunnschtig", dem Donnerstag vor Aschermittwoch. An diesem und an den folgenden Tagen finden in vielen Orten Umzüge und Veranstaltungen statt, bei denen sich die Teilnehmer mit "Schemen" verkleiden.
"Schemen" sind Masken, die aus Holz, manchmal auch aus Stoff, Papier oder Draht gefertigt sind. Sie werden von den Narren immer wieder getragen, manche sogar von Generation zu Generation vererbt. Die Kostüme der Narren nennt man auch "Häs".
Oft machen die Teilnehmer an den Umzügen großen Lärm, sie läuten und rasseln mit Glocken und Schellen oder knallen laut mit Peitschen. Manche Bräuche gibt es nur in bestimmten Orten. Beim "Narrensprung" in der Stadt Rottweil ziehen verschiedene Figuren mit ihren Masken durch die Stadt, zum Beispiel der "Federahannes", der "Narrenengel", das "Fransenkleidle" oder der "Guller", der auf einem Hahn reitet.
Der Karneval in Venedig wird schon seit über 900 Jahren gefeiert. Die Karnevalszeit dauert in Venedig allerdings nur 10 Tage.
Die Insel Teneriffa ist eine der Kanarischen Inseln. Sie gehört zu Spanien. Hier ist der Karneval eines der wichtigsten Feste des Jahres, genauso in der Stadt Cadiz in Andalusien. Auch hier finden farbenfrohe Umzüge statt.
Dort ist es in der Karnevalszeit meistens deutlich wärmer als in Deutschland. Das gilt natürlich vor allem für die Länder in Südamerika. Der Karneval in Rio de Janeiro in Brasilien zieht jedes Jahr viele Millionen Menschen an. Sie bestaunen vor allem die großen Wagen, auf denen fröhliche Menschen Samba tanzen.
Auch im Süden der USA feiert man, zum Beispiel in der Stadt New Orleans. Die Menschen vieler Länder genießen es, dabei fröhlich und ein bisschen verrückt zu sein.
Und was ist mit dir? Wie wär's, wenn du dich verkleidest und selber auch ... na du weißt schon.
Beim Karneval in Rio wird auf riesigen Wagen getanzt - Sergio Luiz CC BY-SA 2.0
Titelbild: Das Kölner Kinderdreigestirn 2021 - Bild: Festkommitee Kölner Karneval
Bilder: Hamsterkiste (7), gemeinfrei (1), Andreas Praefcke (4), Festkommitee Kölner Karneval (4)
Startseite l Nutzungsbedingungen l Lizenz buchen l Über die Hamsterkiste l Fehler gefunden? l Datenschutzerklärung l Impressum