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Gebrauch ihres eigenen Verstandes anleiten - das ist gut.



1 Deutschland ist ein demokratisches Land

Der 26. September 2021 war in wichtiger Tag in Deutschland. An diesem Tag wurde ein neuer Bundestag gewählt. Doch was ist das eigentlich, der Bundestag? Warum gibt es ihn? Wie läuft eine Bundestagswahl ab und wie geht es nach der Wahl weiter?


Es gab Zeiten, da regierten in Deutschland Fürsten und Könige. Ihnen gehörten große Teile des Landes und die meisten Menschen wurden von ihnen als Untertanen betrachtet, die nichts oder nur wenig zu sagen hatten.

Das ist inzwischen zum Glück anders. Heute gilt bei uns der Satz, der im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." Damit ist gemeint, dass das Volk über die Regierung bestimmt. Einen solchen Staat nennt man eine Demokratie. Das Wort kommt aus der griechischen Sprache: "demos" heißt "Volk" und "kratia" bedeutet "Herrschaft". In einer Demokratie gibt es also eine „Volksherrschaft“.

Das Volk sind wir alle. In Deutschland leben mehr als 83 Millionen Menschen. Wie sollen sich so viele verständigen? Wie sollen sie sich über Gesetze oder eine Regierung einigen? Das ist schwierig, aber nicht unmöglich. Denn es gibt dafür Regeln, die im wichtigsten Gesetz unseres Landes, dem Grundgesetz, festgelegt sind. Es bestimmt zum Beispiel, dass das Volk seinen Willen durch Wahlen und Abstimmungen äußert.

Inschrift am Reichstagsgebäude in Berlin, in dem der Deutsche Bundestag tagt. - Bild: Hamsterkiste

2 Abgeordnete vertreten das Volk

Da in einem großen Land nicht ständig alle Menschen über alle möglichen Fragen abstimmen können, werden in einer Demokratie Vertreter des Volkes gewählt, die in seinem Namen entscheiden. Sie werden für eine festgelegte Zeit bestimmt, meistens für vier oder fünf Jahre.

Das fängt schon in den Gemeinden und Städten an. Über wichtige Dinge entscheidet hier der Gemeinderat oder der Stadtrat. Ihm gehören Frauen und Männer an, die von den Bürgerinnen und Bürgern in einer Stadt oder einer Gemeinde gewählt werden.

Die Gemeinderäte oder Stadträte wählen dann einen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin. Die sind zwar Chef oder Chefin in ihrer Gemeinde oder ihrer Stadt, aber sie müssen sich an Gesetze halten und sich vor dem Gemeinderat oder dem Stadtrat verantworten. Sie werden nur für eine bestimmte Zeit gewählt und wenn sie schlecht arbeiten, können sie jederzeit abgewählt werden.

Auch in einem Landkreis gibt es eine Versammlung gewählter Abgeordneter, die man Kreistage nennt. Sie wählen und kontrollieren den Landrat oder die Landrätin.

In einem Bundesland bilden Abgeordnete des Volkes den Landtag, den man in Hamburg, Bremen und Berlin auch als Abgeordnetenhaus oder als Bürgerschaft bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es, Gesetze für ein Bundesland zu beschließen, die zum Beispiel das Schulwesen regeln. Außerdem wählen und kontrollieren sie den Ministerpräsidenten oder die Ministerpräsidentin.

Und schließlich gibt es noch Abgeordnete, die für ganz Deutschland gewählt werden. Sie bilden den Deutschen Bundestag. Ihm gehören seit der Wahl im 26. September 2021 insgesamt 735 Frauen und Männer an. Auch sie wurden gewählt. Sie handeln nun im Auftrag aller Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben.

Die Versammlung von Abgeordneten nennt man übrigens Parlament. Dieses Wort kommt aus der französischen Sprache: "parler" (- das spricht man "parlee" -) bedeutet "sprechen". In einem Parlament muss nämlich viel geredet, vor allem aber etwas durch Abstimmungen entschieden werden.

Dabei gilt der Wille der Mehrheit. Eine Minderheit, selbst wenn sie noch so gute Argumente hat, muss sich der Mehrheit fügen.

3 Der Deutsche Bundestag

Die Abgeordneten im Deutschen Bundestag beraten und entscheiden über Gesetze, die für das ganze Land gelten. Vor einiger Zeit haben sie zum Beispiel ein Gesetz über die "Ehe für alle" verabschiedet. Danach dürfen Männer und Frauen, Frauen und Frauen oder Männer und Männer heiraten. Vorher war nur eine Ehe zwischen Männern und Frauen möglich.

Die Abgeordneten des Bundestages werden jeweils für 4 Jahre gewählt. Sie erhalten während ihrer Tätigkeit im Bundestag ein Gehalt, so wie jeder, der einen Beruf ausübt. Das Gehalt der Abgeordneten nennt man "Diäten". Zurzeit sind das 10.083 € im Monat. Dazu bekommen sie ein Büro und eine Aufwandspauschale in Höhe von 4560 €. Außerdem können sie jederzeit kostenlos mit der Deutschen Bahn reisen. Sie dürfen ihrem Namen die Abkürzung MdB anhängen, das bedeutet "Mitglied des Bundestages".

Die Abgeordneten genießen Immunität. Dadurch sind sie gegen Strafverfolgung geschützt. Diese Immunität kann nur durch einen Beschluss des Bundestages aufgehoben werden.

Die Abgeordneten des Bundestages tagen in Berlin. Ihre gemeinsamen Sitzungen finden im Reichstagsgebäude statt. Das heißt so, weil hier früher ein Parlament tagte, das als "Reichstag" bezeichnet wurde. Außerdem gehört jeder von ihnen Ausschüssen an, die sich mit verschiedenen Themenbereichen beschäftigen. Der Auswärtige Ausschuss zum Beispiel berät über die Beziehungen zu anderen Ländern. Im Finanzausschuss wird darüber diskutiert, wie viel Geld der Staat ausgeben soll und darf.

Die Zeit, für die die Abgeordneten gewählt sind, nennt man eine Legislaturperiode. Zu Beginn jeder Legislaturperiode haben die Abgeordneten eine andere wichtige Aufgabe: Sie wählen den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin. Wenn sie irgendwann mit der Arbeit des Kanzlers oder der Kanzlerin nicht mehr einverstanden sein sollten, dann können sie einen anderen oder eine andere wählen.

Im Paul-Löbe-Haus in Berlin befinden sich Büros und Sitzungsräume für die Abgeordneten des Bundestages - Bild: Hamsterkiste

4 Die Abgeordneten und die Parteien

Wenn man Abgeordneter des Deutschen Bundestages werden will, muss man gewählt werden. Für diese Wahl gilt ein etwas kompliziertes Verfahren.

Für eine Bundestagswahl ist Deutschland in 299 Wahlkreise eingeteilt. In jedem dieser Wahlkreise können sich Menschen darum bewerben, als Abgeordnete gewählt zu werden. Das nennt man kandidieren. Man muss nur älter als 18 Jahre sein und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Aber kandidieren allein reicht nicht. Man muss bekannt werden, Werbung machen, seine Ziele und Absichten erklären, mit anderen Kandidaten diskutieren und Zeit und Geld genug haben, dies alles zu tun.

Weil das ein Einzelner kaum schaffen kann, gibt es Parteien. Darin schließen sich Menschen zusammen, die gleiche oder ähnliche Ziele haben. Die Parteien mit den meisten Mitgliedern sind

  • CDU (Christlich Demokratische Partei - Diese Partei kann in allen Bundesländern außer in Bayern gewählt werden)
  • SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands)
  • Bündnis90/DIE GRÜNEN
  • FDP (Freie Demokratische Partei)
  • AFD (Alternative für Deutschland)
  • CSU (Christlich Soziale Union - Diese Partei kann nur in Bayern gewählt werden)
  • DIE LINKE


Bei einer Bundestagswahl schlagen diese Parteien in jedem Wahlkreis einen Kandidaten oder eine Kandidatin vor.

Außerdem stellen sie eine Landesliste auf. Darauf stehen die Namen aller Kandidaten und Kandidatinnen,  in einem Bundesland als Abgeordnete dieser Partei gewählt werden wollen. Auf dieser Liste gibt es eine feste Reihenfolge. Von allen Landeslisten ziehen noch einmal mindestens 299 Abgeordnete in den Deutschen Bundestag ein, so dass ihm mindestens 598 Abgeordnete angehören.

5 Die Bundestagswahl im September 2021

Die letzte Bundestagswahl fand am 26. September 2021 statt. Seit der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 wurde zum 20. Mal ein neuer Bundestag gewählt. Es stellten sich Kandidatinnen und Kandidaten aus 53 Parteien zur Wahl.

Die Wahl wurde vom Bundeswahlleiter organisiert und geleitet, der auch das Endergebnis feststellte. Wahlberechtigt waren etwa 60,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die am Tag der Wahl mindestens 18 Jahre alt waren.

Zur Wahl wird jeder Wahlkreis in Deutschland in mehrere kleine Wahlbezirke eingeteilt. In jedem Wahlbezirk gibt es ein Wahllokal. Das befindet sich zum Beispiel in einer Schule, einem Kindergarten, einem Rathaus oder einem anderen geeigneten Gebäude. Die Wahllokale werden von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends geöffnet und dort können die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimmen abgeben.

Wer nicht zu einem Wahllokal kommen kann, darf per Briefwahl schon vor dem Wahltag abstimmen. Sein Stimmzettel wird aber in einem Umschlag aufbewahrt und erst am Abend des Wahltages geöffnet.

Im Wahllokal bekommt man einen Stimmzettel. Bei Bundestagswahlen hat jeder Wähler zwei Stimmen. Eine Stimme gibt man einem Kandidaten oder einer Kandidatin in dem Wahlkreis, in dem man lebt. Mit der zweiten Stimme entscheidet man sich für eine Partei.

Wahlen sind geheim. In den Wahllokalen werden deshalb kleine Kabinen eingerichtet, in denen die Wahlzettel ausgefüllt werden. Dabei soll nämlich niemand zusehen.

Stimmzettel zur Bundestagswahl 2017 im Wahlkreis 51
... und eine Wahlkabine.

6 Das Wahlergebnis

Nachdem die Wahllokale geschlossen waren, wurden die Stimmen ausgezählt und die Ergebnisse zum Bundeswahlleiter weitergegeben und veröffentlicht. Entscheidend ist das Amtliche Wahlergebnis. Darin wird festgestellt, wer in einem der 299 Wahlkreise die meisten Stimmen bekommen hat. Diese 299 Kandidaten und Kandidatinnen sind dann direkt gewählt.

Außerdem werden die Stimmen gezählt, die für die Parteien abgegeben worden sind. Man nennt sie Zweitstimme. Dabei gilt: Wenn zum Beispiel die Partei XYZ ein Viertel aller Stimmen bekommen hat, darf sie auch ein Viertel aller Abgeordneten im neuen Bundestag stellen, also mindestens 149 Abgeordnete. Wenn ihre Kandidaten zum Beispiel in 80 Wahlkreisen direkt gewählt worden sind, rücken außerdem 69 Personen von den Landeslisten nach. Dabei entscheidet die Reihenfolge auf den Landeslisten der Partei.

Bei den Bundestagswahlen am 26. September 2021 gab es diese Ergebnisse:


Partei  - Anteil an den Zweitstimmen - Gesamtzahl der Abgeordneten.        

  • SPD     -    25,7 %     -    206
  • CDU/CSU *    -    24,1 %     - 197
  • Bündnis90/Die Grünen    -    14,8 %    - 118
  • FDP    -    11,5 %    -    92
  • AfD  - 10,3 %  -  82
  • DIE LINKE   - 4,9 %   - 39   
  • Fraktionslos  - 0,1 %  - 2


Insgesamt hatten Frauen und Männer aus 53 Parteien bei der Wahl kandidiert. Aber nur sieben Parteien durften Vertreter entsenden. Eine Partei muss nämlich mindestens drei Direktmandate erringen oder mindestens fünf Prozent aller Stimmen erreichen, um Abgeordnete entsenden zu dürfen.  Eine Ausnahme gilt für den SSW, den Südschleswigschen Wählerverband. Diese Partei vertritt die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein und für sie gilt die 5-Prozent-Klausel nicht.
* Die CSU kandidiert nur in Bayern, die CDU in allen Bundesländern außer Bayern, beide Parteien bilden im Bundestag eine Gemeinschaft.

7 Nach einer Wahl

Einige Tage nach der Wahl kamen die neu gewählten Abgeordneten zu ihren ersten Sitzungen zusammen. Vorher mussten sie ihre Büros beziehen oder auch eine neue Wohnung in Berlin finden und einrichten.

Alle Abgeordneten einer Partei trafen sich zunächst zu internen Beratungen. Sie bilden nämlich eine Fraktion. Sie wählten erst einmal einen Fraktionsvorsitzenden oder eine Fraktionsvorsitzende.

Alle Abgeordneten gemeinsam wählten danach in der ersten Sitzung des neuen Bundestages am 26. Oktober 2021 die Abgeordnete Bärbel Bas zur neuen Bundestagspräsidentin sowie ihre Stellvertreterinnen oder Stellvertreter. Ihre Aufgabe ist es, die Sitzungen des Bundestages in den nächsten 4 Jahren zu leiten.

8 Die Wahl des Kanzlers oder der Kanzlerin

Außerdem gehört es zu den Aufgaben der Abgeordneten, den neuen Bundeskanzler oder die neue Bundeskanzlerin zu wählen. Diese brauchen eine Mehrheit, also eine Stimme mehr als die Hälfte aller Abgeordneten. Nach der Wahl 2021 bildeten die Parteien SPD, Bündnis90/DIE GRÜNEN und die FDP eine Koalition. Sie hatten zusammen 416 Sitze errungen. Sie erarbeiteten ein Programm, das sie gemeinsam in den nächsten vier Jahren umsetzen wollen.


Am 8. Dezember 2021 wurde der bisherige Finanzminister Olaf Scholz wurde zum neuen Bundeskanzler gewählt. Er erhielt 395 Stimmen.

9 Die Bundesregierung

Ein Kanzler oder eine Kanzlerin haben das Recht, die Ministerinnen und Minister auszusuchen, mit denen zusammen sie die Bundesregierung bilden.

Es gibt zurzeit 16 Ministerien, also auch 16 Bundesministerinnen und -minister, zum Beispiel eine Außenministerin, einen Finanzminister, eine Verteidigungsministerin, eine Innenministerin, einen Justizminister und einen Minister für Arbeit und Sozialordnung. Alle Ministerinnen und Minister bilden das Bundeskabinett.


Die Ministerien sind wichtige Behörden, die für die Beziehungen zu anderen Staaten, den Straßenbau, den Schutz vor Kriminalität und Terrorismus oder die Bundeswehr zuständig sind. Das Geld, das die Ministerien in jedem Jahr ausgeben dürfen, wird ihnen durch die Abgeordneten des Bundestages in einem Gesetz zur Verfügung gestellt, das jedes Jahr neu beraten und beschlossen werden muss.

Aufgabe der Abgeordneten des Bundestages ist es, die Arbeit der Ministerinnen und Minister zu kontrollieren. Diese müssen zum Beispiel Anfragen von Abgeordneten umgehend und genau beantworten.

10 Zum Schluss ...

... dieser Geschichte wirst du vielleicht meinen: Puh, eine Demokratie ist ziemlich kompliziert. Das stimmt sogar. Sie ist auch nie vollkommen. Es wird immer Menschen geben, die etwas zu kritisieren haben. Das ist gut so. Denn wie soll sich sonst etwas verbessern?


Eins sollten wir auf keinen Fall vergessen: In Deutschland regierten einst Fürsten, Kaiser und Könige. Sie traten ab, nachdem sie Deutschland in den 1. Weltkrieg geführt hatten. Von 1933 bis 1945 herrschte der Diktator Adolf Hitler. Er ließ andere Menschen verfolgen und ermorden und er führte das Land ebenfalls in den grauenvollen 2. Weltkrieg.


Erst nach dem Ende dieses Krieges wurde es eine Demokratie. Auf den beiden Bildern unten kannst du sehen, wie es zum Beispiel in Dresden vor der Frauenkirche im Jahr 1945 aussah und wie es heute an der gleichen Stelle aussieht.


Deutschland ist heute ein friedliches, sicheres und reiches Land. Das hat viel damit zu tun, dass es demokratisch regiert wird und dass alle mitreden können und mitentscheiden können, wer regiert.

Frauenkirche Dresden 1945
Frauenkirche in Dresden heute

Wenn du noch mehr tun willst ...

Bilder: wie angegeben, alle anderen: Hamsterkiste 

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