Die Senne liegt im Osten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Diese besondere Landschaft ist etwa 45 km lang und bis zu 15 km breit. Sie entstand, als sich die Gletscher der Eiszeit mit ihrem gewaltigen Gewicht über den nahen Teutoburger Wald schoben. Sie rieben viel feinen Sand ab, den die Bäche und Flüsse am Fuß des Berges ablagerten.
Die sandigen Böden der Senne enthalten nur wenige Nährstoffe. Deshalb gibt es hier nicht so viele Bäume und Wälder wie in anderen Gegenden. Heute finden wir hier die größte Heidelandschaft in Nordrhein-Westfalen. Erst seit ungefähr 800 Jahren ist die Senne besiedelt.
Die Menschen ließen ihr Vieh weiden und fällten die wenigen Bäume. Dadurch verödete die Landschaft immer mehr und es entstanden große Heideflächen.
Die Heidebauern trugen Heideboden ab, um ihn als Einstreu in ihren Viehställen zu verwenden. So entstanden Sandflächen, auf denen nur wenige Pflanzen wuchsen. An einigen Stellen bildeten sich Dünen. Früher, als noch alle Menschen von der Landwirtschaft leben mussten, waren die meisten Bewohner der Senne sehr arm. Oft herrschten Hunger, Krankheiten und Kälte. Viele wohnten in einfachen Häusern aus Lehm und Holz, durch deren Ritzen der Wind pfiff.
Ludwig Menke, Die Senne (1865)
Die Ems ist ein 371 km langer Fluss, der die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchfließt und bei Emden in die Nordsee mündet.
Die Ems entspringt in der Senne in einem Naturschutzgebiet, das man Moosheide nennt. Dieses Gebiet liegt in der Stadt Schloss Holte-Stukenbrock, die sich aus mehreren kleinen Gemeinden entwickelt hat. Die Emsquelle entsteht wie andere Quellen auch. Niederschläge fallen vom Himmel und Wasser versickert. Manchmal befindet sich in der Tiefe eine Schicht, die kein Wasser durchlässt. Dann bildet sich ein Grundwassersee.
An tiefer gelegenen Stellen tritt das Wasser irgendwann wieder an die Oberfläche. Es entsteht eine Quelle. Das Wasser aus mehreren kleinen Quellen sammelt sich zu einem Bach, der schließlich durch Zuflüsse aus anderen Bächen zu einem Fluss wird. Das Wasser, das in der Moosheide aus der Erde quillt, hat eine Temperatur von etwa 6 bis 9° C.
Bis heute ist ein großer Teil der Senne ein Truppenübungsplatz. Hier lernen Soldaten, mit Gewehren zu schießen, sich im Gelände zu bewegen und Panzer und andere Fahrzeuge zu bedienen.
Es begann im nahen Paderborn. Dort waren im 19. Jahrhundert Truppen der Kavallerie stationiert, also Soldaten auf Pferden. Sie nutzten die Senne für ihre Ausritte und Übungen. Später wurde dann ein großer Truppenübungsplatz angelegt, der ständig erweitert wurde. Heute ist fast die Hälfte der Senne militärisches Sperrgebiet. Hier wurden die Soldaten Kaiser Wilhelm II. und später des Diktators Adolf Hitler ausgebildet.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde der Platz von der britischen Armee besetzt. Heute üben hier Soldaten aus Deutschland, Großbritannien und anderen Ländern. In der menschenleeren Gegend wird mit scharfer Munition geschossen und Panzer fahren ihre Manöver.
Als Deutschland unter Adolf Hitler den 2. Weltkrieg begonnen hatte, wurde auf dem Truppenübungsplatz in der Senne im Jahr 1941 ein Lager für Kriegsgefangene eingerichtet.
Während der folgenden vier Jahre waren hier 300.000 Soldaten vor allem aus der damaligen Sowjetunion untergebracht. Sie mussten harte körperliche Arbeit verrichten und bekamen nur wenig zu essen. Viele starben an Hunger, Krankheiten oder nach Misshandlungen durch Wachsoldaten. Man weiß nicht genau, wie viele Gefangene in diesem Lager umkamen, man schätzt ihre Zahl auf bis zu 65.000.
Die meisten von ihnen wurden in Massengräbern verscharrt. Anfang April 1945 befreiten amerikanische Truppen das Lager. Die Überlebenden begannen sofort, den Friedhof in einen würdigen Zustand zu versetzen. Sie errichteten einen Obelisken, auf der die Flagge der Sowjetunion aus Glas nachgebildet war. Diese Flagge wurde später durch ein Kreuz ersetzt.
Auf dem Friedhof, den man nun als Ehrenfriedhof bezeichnete, wurden seither zahlreiche Gedenksteine, Skulpturen und Gedenktafeln errichtet, die an das Leid der Kriegsgefangenen und an die schrecklichen Folgen von Krieg und Diktatur erinnern sollen.
Auf dem großen Truppenübungsplatz in der Senne gibt es keine Siedlungen, keine Fabriken und kaum Straßen. Für die Natur ist dies ein großer Vorteil, sie kann sich hier ungestört entwickeln. Es gibt etwa 5000 Tier- und Pflanzenarten in der Senne, darunter ungefähr 900 Arten, die auf der "Roten Liste" stehen, weil sie bei uns nur noch selten zu finden sind.
Auch die Bäche der Senne tragen zu dieser Vielfalt bei. Ihr Wasser ist sauber und unbelastet. Dachse, Füchse, Marder oder Hasen finden hier gute Bedingungen. Rehe und Hirsche können tagsüber ungestört äsen und müssen nicht in die Dämmerung ausweichen.
In der Senne gab es schon im Mittelalter wild lebende Pferde. Es waren die „Senner Pferde“, eine der ältesten Pferderassen Deutschlands. Diese Tiere sind sehr genügsam und lassen sich gut als Reitpferde oder im Springsport einsetzen.
Früher betrieben die Fürsten aus Lippe hier eine planmäßige Pferdezucht. Sie errichteten ein Gestüt neben ihrem Jagdschloss Lopshorn am Rand des Teutoburger Waldes. Die Pferde ließ man ursprünglich das ganze Jahr über frei in der Senne weiden. Später wurden sie dann im Winter in Ställen untergebracht.
Heute sind die Senner Pferde seltener geworden. Man bemüht sich aber, die Rasse zu erhalten und die Pferde wie früher in der freien Natur leben zu lassen. Seit dem Jahr 2000 weiden wieder einige Tiere wie ihre Vorfahren in freier Wildbahn in einem 15 Hektar großen Schutzgebiet.
Bilder: Hamsterkiste (8), Achim Röder (3), Gemeinde Hövelhof (2), gemeinfrei (3)
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