1 - Es war eine Völkerwanderung, wie es sie noch nie gegeben hatte: Zwischen 1821 und 1914 verließen etwa 44 Millionen Menschen ihre Heimatländer in Europa. Ihre Ziele waren die USA, Kanada, Südamerika oder Australien. Für viele Auswanderer war Bremerhaven eine wichtige Zwischenstation. Etwa 7 Millionen Menschen begaben sich von hier aus auf die gefährliche Fahrt über die Nordsee und den Atlantischen Ozean, darunter fast 5 Millionen Deutsche.
2 - Heute erinnert in Bremerhaven ein Museum an diese Zeit. Es ist das "Deutsche Auswandererhaus", in dem sich Besucher über die Geschichte der Auswanderung und über Familienangehörige informieren können, die sich damals auf den Weg machten. Ein Haus für Auswanderer hatte es in Bremerhaven bereits einmal gegeben, das der Kaufmann Johann Georg Clausen im Jahr 1850 errichten ließ. Sie war so groß, dass 1500 bis 2000 Menschen darin schlafen und etwa 3500 Menschen mit warmen Mahlzeiten versorgt werden konnten.
3 - Vor den Abfahrtsterminen der Schiffe sammelten sich viele Menschen am Hafen. Im Auswandererhaus konnten sie unterkommen, wenn sie oft tagelang auf das Auslaufen ihrer Schiffe warteten. Warum verließen damals so viele Menschen ihre Heimat?
4 - Die meisten hofften, in der Fremde ein besseres Leben zu finden. Denn in Europa herrschte bittere Armut. Die meisten Menschen lebten und arbeiteten auf einem Bauernhof. Doch auf den zumeist kleinen Höfen konnten nicht alle satt werden. Auch ein Naturereignis spielte eine Rolle. Durch den gewaltigen Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815 wurde sehr viel Asche in die Atmosphäre geschleudert. Das Sonnenlicht drang nicht mehr richtig durch und es kam zu extrem nassen, kalten Sommern. Geringere Ernten waren die Folge. In Irland zum Beispiel herrschten in den Jahren 1845 bis 1852 große Hungersnöte, verursacht durch die Kartoffelfäule.
5 - Junge Männer wanderten aus, weil sie keinen Militärdienst leisten wollten, der in dem damaligen Staat Preußen 3 Jahre dauerte. Im Jahr 1848 kam es in mehreren Ländern zu Versuchen, den regierenden Königen und Fürsten Reformen abzuringen. Diese Versuche scheiterten und viele enttäuschte Demokraten verließen das Land. Auch Angehörige christlicher Glaubensgemeinschaften wanderten aus, weil sie ihre Religion in Europa nicht frei ausüben konnten.
6 - Sicher wurden manche auch von guten Nachrichten aus Nordamerika angezogen. Dort konnte man leicht eigenes Land bekommen oder mindestens einen sicheren Arbeitsplatz. Einige folgten dem Goldrausch, der ab dem Jahr 1848 einsetzte, nachdem man in Kalifornien beim Bau einer Sägemühle einige Goldkörner gefunden hatte.
7 - Die Überfahrt über das Meer war beschwerlich und gefährlich. Viele Auswanderer litten unter Seekrankheit. Es war eng an Bord und oft mussten sie für ihre eigene Verpflegung sorgen. Wenn sie erkrankten, fehlten Medikamente und Ärzte. Zahlreiche Menschen starben auf den Reisen, die mehrere Wochen dauerten. Bis etwa 1880 fuhren vorwiegend Segelschiffe auf dem Atlantik, erst danach kamen die komfortableren Dampfschiffe auf.
8 - Wer in der Stadt New York ankam, musste sich strengen Kontrollen unterziehen. Ab 1892 wurden sie auf der Insel Ellis Island durchgeführt. Manche wurden zurückgeschickt. Für die, die bleiben durften, war es meistens eine Reise ohne Wiederkehr. Sie sahen Ihre Verwandten und Freunde nie wieder. Nur durch Briefe, die oft mehrere Wochen unterwegs waren, blieb man mit der alten Heimat verbunden.
Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven - Bild: Hamsterkiste
Deutsche Auswanderer auf dem Schiff "Samuel Hop" (1850) - Bild: Bundesarchiv_137-041316 (CC BY SA-3.0)
Auf der Insel Ellis Island bei New York wurden alle Einwanderer in die USA streng kontrolliert - Bild: gemeinfrei
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