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Erklären, was ist, beschreiben, was war, und Kinder zum

Gebrauch ihres eigenen Verstandes anleiten - das ist gut.



1 - Bitterfeld ist ein Stadtteil der Stadt Bitterfeld-Wolfen, in der insgesamt fast 38.000 Einwohner leben. Die Stadt liegt im Südosten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Östlich von Bitterfeld breitet sich der Große Goitzschesee aus, dessen nord-östliche Bucht Bernsteinsee genannt wird.


2 - Diesen großen See gibt es erst seit wenigen Jahren, er wurde nämlich nicht von der Natur, sondern von Menschen geschaffen. Er bedeckt eine Fläche von 13,3 Quadratkilometern und ist damit der drittgrößte künstlich angelegte See in Deutschland. Noch größere künstliche Seen sind der noch nicht ganz gefüllte Cottbusser Ostsee in Brandenburg und der Geiseltalsee, der ebenfalls in Sachsen-Anhalt liegt.


3 - Eines der Wahrzeichen des Großen Goitzschesees ist der Pegelturm. Dieser Turm ist aus Stahl gebaut. Er ist 26 Meter hoch und besteht aus zwei Wendeltreppen mit jeweils 144 Stufen, eine führt hinauf, die andere wieder hinab. Am 9. Juni des Jahres 2000 wurde er in Betrieb genommen. Der Turm schwimmt auf der Oberfläche des Goitzschesees. Wenn das Wasser ansteigt, steigt auch der Turm in die Höhe, wenn der Wasserstand sinkt, sinkt auch der Turm. Man erreicht ihn über eine 190 Meter lange Brücke, die aus mehreren Teilen besteht, die man Pontons nennt. Oben hat man einen weiten Blick auf den Goitzschesee und die Orte Friedersdorf, Bitterfeld, Mühlbeck und Pouch, bei guter Sicht kann man sogar Leipzig am Horizont erkennen.


4 - Bevor der See entstand, wurden hier riesige Mengen Braunkohle abgebaut. Der Abbau begann in der Grube "Leopold" im Jahr 1908. Man brauchte sie zum Heizen und zur Erzeugung von Elektrizität. Braunkohle bildete sich überwiegend im Erdzeitalter des Tertiär. Damit ist eine Zeit gemeint, die vor etwa 65 Millionen Jahren begann und vor ungefähr 2 Millionen Jahren endete. In dieser Zeit gab es riesige Sümpfe und Moore. Wenn die Bäume und Sträucher abstarben, wurden sie zu Torf und irgendwann von dicken Schichten aus Schlamm und Sand bedeckt. Durch den Druck dieser Schichten wurde der Torf zu Braunkohle gepresst.


5 - Braunkohle gibt es in Deutschland in Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2021 wurden noch etwa 126 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Im Jahr 1990 waren es fast dreimal so viel. Deutschland hat beschlossen, auf den Einsatz von Steinkohle und Braunkohle möglichst schnell zu verzichten. Spätestens 2038 soll keine Kohle mehr eingesetzt werden, denn bei ihrer Verbrennung entstehen viele Schadstoffe, insbesondere das Kohlendioxid, das für die zunehmende Erwärmung der Erde verantwortlich ist.


5 - Beim Abbau von Braunkohle werden riesige Schaufelradbagger eingesetzt. Weil die Braunkohle dicht unter der Oberfläche liegt, wird sie im Tagebau abgebaut. Zunächst muss der Abraum beseitigt werden, der über der Kohleschicht liegt. Die gewonnene Braunkohle wird mit Eisenbahnwaggons zu Brikettfabriken oder zu Kraftwerken befördert, wo sie weiter verarbeitet oder verheizt wird.


6 - Zurück bleibt eine öde Landschaft. Während der Betriebszeit des Tagebaus Goitzsche verschwanden die Orte Paupitzsch, Niemegk, Döbern, Seelhausen und Teile von Petershausen und Sausedlitz. Etwa 3800 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und wurden umgesiedelt. Der Flusslauf der Mulde wurde auf einer Länge von 11 km verlegt. Durch die Flutung eines Tagebaus entstand der Muldestausee.


7 - Im Jahr 1991 wurde der Tagebau Goitzsche stillgelegt. In den folgenden Jahren schlossen sämtliche Gruben rund um Bitterfeld. Sieben Jahre lang dauerte es, bis alle Großgeräte, Gleisanlagen, Schienenfahrzeuge und Rohrleitungen abgebaut waren. Die Böschungen wurden gesichert, es entstanden Wälder und begrünte Flächen. Und es entstand ein See, der Große Goitzschesee.


8 - Es war geplant, den See im Verlauf von mehreren Jahren mit Wasser zu füllen. Doch im Sommer 2002 regnete es im Osten Deutschlands tagelang. Der friedliche Fluss Mulde wurde zu einem reißenden Strom. Das Wasser zerstörte Dämme und Deiche. Irgendwann hatte es einen Zulauf zum Großen Goitzschesee gefunden. Innerhalb von zwei Tagen füllte sich der See, das Wasser stieg höher, als es überhaupt je hätte steigen sollen. Mit Mühe konnte eine Überflutung der Stadt Bitterfeld verhindert werden.


9 - Inzwischen ist der See Teil einer friedlichen Landschaft. Es wurden naturnahe Flächen geschaffen. Zahlreiche Wasservögel haben sich hier niedergelassen. Kinder und Erwachsene fahren mit Booten auf dem See.  Sie nutzen die Strandbäder, fahren mit Fahrrädern oder Inlinern am See entlang oder erkunden die Gegend auf einer Wanderung. Nur noch wenig erinnert an die Zeit des Braunkohleabbaus.

Blick vom Pegelturm auf den Großen Goitzschesee

Am Ufer des Sees gibt es mehrere Strandbäder

Am Bernsteinsee steht auch diese alte Villa, die früher der Fabrikantenfamilie Biermann gehörte. Heute ist hier ein Hotel mit Restaurant untergebracht.

Blick auf die Stadt Pouch vom Pegelturm aus

Eine Wendeltreppe führt auf den Turm hinauf, eine hinab

Schaufelradbagger 1530 SRs 1301 in der Kohle des Tagebaus Welzow-Süd (südlich von Cottbus). Ähnlich sah es früher auch in der Goitzsche aus.

Bilder: Hamsterkiste (6), gemeinfrei (1),

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