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1 - In Paris, der Hauptstadt Frankreichs, gibt es viele bedeutende Bauwerke. Eines der bekanntesten ist der Art de Triomphe, der Triumphbogen. Er steht im Zentrum eines großen Platzes, des Place Charles de Gaulle. Zwölf große Straßen, die man in Frankreich Avenuen nennt, gehen sternförmig von diesem Platz aus. Die berühmteste ist sicher die Avenue des Champs Elysées, die Prachtstraße der französischen Hauptstadt.


2 - Vom 19. September bis zum 3. Oktober 2021 war der Arc de Triomphe verhüllt. Diese Aktion war das letzte Werk des bulgarischen Künstlers Christo. Er hat die Verwirklichung seiner Pläne nicht mehr erlebt, denn er starb im Mai 2020.

3 - Bereits 1962 hatte das Künstlerehepaar Christo und Jeanne Claude die Verhüllung des Pariser Triumphbogens geplant. Doch die Pläne konnten damals nicht verwirklicht werden. Christo und Jeanne Claude wandten sich anderen Ideen zu. Sie verpackten und verschnürten Alltagsgegenstände, z. B. Stühle, Zeitschriftenstapel und einen VW-Käfer.


4 - Dann widmeten sie sich größeren Projekten: 1972 spannten sie einen 400 Meter langen orangefarbenen Vorhang über das Rifle Valley in Colorado. 1985 verhüllten die beiden die Brücke Pont Neuf in Paris. Im Juni 1995 wurde das Reichstagsgebäude in Berlin mit mehr als 100.000 Quadratmeter Stoff und mit blauen Seilen eingepackt. Fünf Millionen Besucher kamen damals innerhalb der 16 Tage nach Berlin, um dieses großartige Werk aus der Nähe zu erleben.   Von 1962 bis 2019 verwirklichten Christo und Jeanne Claude dreiundzwanzig große Projekte auf verschiedenen Kontinenten.

5 - Seit dem Tod seiner Frau im Jahre 2009 führte Christo die mit ihr erarbeiteten Ideen weiter fort. Die Verpackung des Arc de Triomphe wurde sein letztes Projekt. Eigentlich sollte es bereits im April 2020 verwirklicht werden. Es wurde aber auf den Herbst verschoben, weil Falken in dem Bauwerk nisteten. Währenddessen starb Christo im Mai 2020. Wegen der Covid-Pandemie musste der Termin nochmals auf den Herbst 2021 verschoben werden.


6 - Die Leitung der Arbeiten übernahm Christos Neffe Wladimir Jawaschew. Man benötigte schließlich 25.000 Quadratmeter silberblauen Stoff, der in Deutschland hergestellt wurde. Die Rückseite ist blau und schimmert durch. Der Stoff kann wieder verwendet werden. Gehalten wurde der Überzug von 3000 Meter langen roten Seilen. Zwei Monate dauerten die Verhüllungsarbeiten. Hervorstehende Teile des Bauwerks wurden durch Holzkonstruktionen geschützt. Mehr als 100 Höhenkletterer führten die Arbeiten schließlich aus. Das gesamte Projekt kostete etwa 14 Millionen €, die vollständig von der Projektgruppe finanziert wurden.

7 - Besucher konnten den Stoff berühren und sich an dem hellen, silbrigen Farbschimmer erfreuen. Durch die Beschaffenheit des Stoffes entstanden einzigartige Effekte. Das silbrige Weiß verband sich mit dem blauen Schimmer des Hintergrunds und den roten Seilen zu den Nationalfarben Frankreichs: Blau-weiß-rot. Mit einigem Abstand betrachtet gab es immer wieder neue Schatten in dem hellen Stoff. Das verhüllte Bauwerk wirkte auf manche auch wie eine riesige Bleistiftzeichnung. Vor allem aber: Die Verhüllung bewirkte, dass man sich mit dem Arc de Triomphe noch einmal wirklich beschäftigte.

8 - Ursprünglich war der Triumphbogen ein Bauwerk zur Verherrlichung des Krieges. Es wurde von Kaiser Napoleon im Jahr 1806 in Auftrag gegeben. Kurz vorher hatte er eine große Schlacht bei Austerlitz gegen das Kaiserreich Österreich gewonnen. Am 15. August 1806 wurde der Grundstein zum Bau gelegt. Es dauerte jedoch 30 Jahre bis zu seiner Fertigstellung.


9 - Der Triumphbogen ist 49,54 m hoch, 44,82 m breit und 22 m tief. Der große Gewölbebogen ragt 29,19 m in die Höhe, er ist 14,62 m breit. Der kleine Bogen ist 18,68 m hoch und 8,44 m breit. Im unteren Bereich sind vier Figurengruppen angebracht, oben befinden sich Darstellungen zu Ereignissen aus der französischen Geschichte. Im Inneren des Triumphbogens gibt es  ein kleines Museum.

10 - Heute erinnert der Bogen auch an die deutsch-französische Geschichte. Unter dem Gewölbebogen liegt eine Platte, die an die Rückkehr Elsaß-Lothringens zu Frankreich im Jahr 1918 erinnert. Diese Region war erst nach dem Dreißigjährigen Krieg, der 1648 zu Ende ging, an Frankreich gefallen. Nach dem Krieg zwischen Deutschland und Frankreich in den Jahren 1870/71 und der Niederlage Frankreichs wurde es Teil des Deutschen Reiches. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs kam es erneut zu Frankreich.


11 - Unter einer anderen Platte befindet sich das Grab eines unbekannten Soldaten, der im 1. Weltkrieg umgekommen war. Die Inschrift besagt, er sei "für das Vaterland" gestorben. In deutschen Städten und Gemeinden findet man noch viele Denkmale, die ebenfalls behaupten, unzählige junge Männer hätten "den Heldentod für das Vaterland" erlitten. Es gab viele Kriege zwischen Deutschland und Frankreich in den letzten Jahrhunderten. Diese Zeit ist durch die Aussöhnung zwischen beiden Ländern und das Zusammenwachsen Europas hoffentlich für immer überwunden. Durch die Verhüllung des Arc de Triumphe wurde auch das wieder bewusst gemacht.

12 - Der Künstler, dem wir dieses Kunstwerk verdanken, wurde als Christo Wladimirow Jawaschew im Jahr 1935 in Bulgarien geboren. Schon früh zeigte sich sein Talent zum Zeichnen. Er entwickelte auch eine Vorliebe für große Stoffe, die in der Fabrik seiner Eltern hergestellt wurden. Diese Fabrik wurde der Familie allerdings nach dem Ende des 2. Weltkrieges vom Staat weggenommen. 1956 flüchtete Christo nach Wien. Er lebte später in Paris und New York.


Er lernte seine Frau Jeanne Claude kennen, die am gleichen Tag wie ihr Mann in Casablanca (Marokko) geboren worden war. Dann begann ihre gemeinsame künstlerische Arbeit. Jeanne Claude starb am 18. November 2009, Christo am 31. Mai 2020.

Bilder: Hamsterkiste (6), gemeinfrei(1)

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