In diesem Gefäß befindet sich das Herz von August dem Starken
1 - In Märchen und alten Geschichten kommen oft Könige, Königinnen und Königskinder vor. Eine böse Königin vergiftet Schneewittchen und ein garstiger Frosch holt die goldene Kugel einer Königstochter aus dem Brunnen. Er ist ein verwunschener Königssohn. Ein anderer Königssohn heiratet das Aschenputtel und Dornröschen wurde von einem Königssohn aus ihrem hundertjährigen Schlaf erlöst.
2 - Doch das waren Märchenfiguren, die mit dem wirklichen Leben der Menschen kaum etwas zu tun hatten. Andererseits: Könige und Königinnen gibt es noch heute, in Europa zum Beispiel in Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, in den Niederlanden und in Spanien. Sie sind dort zwar Staatsoberhäupter, haben allerdings nur noch wenig zu bestimmen. Das war früher ganz anders.
3 - In Deutschland gab es noch bis 1918 Könige in Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen. Der preußische König war sogar Kaiser des Deutschen Reiches und einen Kaiser gab es auch in Wien, der Hauptstadt des damaligen Kaiserreichs Österreich-Ungarn.
4 - Kaiser und Könige waren zeitweise absolute Herren. Ihr Wille war Gesetz. Sie betrachteten die übrigen Menschen als ihre Untertanen, sie führten Kriege, in denen Tausende junge Männer starben. Sie setzten Steuern fest und ließen sich riesige Paläste und Schlösser errichten. Sie besaßen große Ländereien und behaupteten, sie seien "von Gottes Gnaden" als Oberhaupt eingesetzt. Ihr Amt gaben sie innerhalb der Familie weiter, auf einen König folgte meistens der älteste Sohn.
Reiterstandbild August des Starken in Dresden-Neustadt
5 - Ein besonderes Beispiel eines Königs war August der Starke. Er war von 27. April sechzehnhundert 94 bis 1. Februar siebzehnhundert 33 als Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen. Den Beinamen "der Starke" erhielt er, weil er für damalige Verhältnisse mit 1,76 Meter sehr groß war und zuletzt 110 Kilogramm wog. Als junger Mann ein Hufeisen mit bloßen Händen verbogen haben soll.
6 - König wurde er auf besondere Weise. Als Kurfürst war er zwar einer der bedeutendsten Fürsten in Deutschland, doch das reichte ihm nicht. In Polen wurde zu der Zeit der jeweilige König von einer Reihe adliger Familien gewählt. Es gelang August, durch die Zahlung großer Geldsummen, also durch Bestechung, König von Polen zu werden. Er war dafür sogar zur katholischen Religion übergetreten, obwohl in Sachsen fast ausschließlich Protestanten lebten.
König August II., gemalt von Louis de Silvestre - gemeinfrei
7 - August ließ die Städte Dresden und Warschau, in denen er sich meistens aufhielt, zu prachtvollen Metropolen ausbauen. Er ließ das Residenzschloss in Dresden erweitern und verschönern. Er sammelte unermüdlich wertvolles Geschmeide und teure Bilder, die noch heute in den Museen der Stadt zu sehen sind. Er ließ so lange forschen, bis die Herstellung von Porzellan gelang, was zur Gründung der Porzellanmanufaktur Meißen führte. Er ließ das sächsische Heer verstärken. Vor allem aber ließ er viele rauschende Feste feiern, die oft tagelang dauerten und zu denen Fürstenfamilien aus ganz Europa eingeladen waren.
8 - Er war zwar nur einmal verheiratet, soll aber zahlreiche Geliebte gehabt haben. Später wurde behauptet, er hätte 354 Kinder gezeugt, doch diese Zahl dürfte weit übertrieben sein. Der Sohn aus der Ehe mit Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth folgte ihm als August III. als König von Polen und als Friedrich August II. als Kurfürst von Brandenburg.
Hofkirche (links) und Residenzschloss in Dresden
9 - August wurde aufgrund seines ausschweifenden Lebenswandels sehr krank und starb im Alter von 62 Jahren am 1. Februar 1733. Seine sterblichen Überreste wurden aufgeteilt. Die Eingeweide wurden in einer Kirche in Warschau bestattet, der übrige Körper in der Kathedrale des Schlosses von Krakau. Das Herz jedoch legte man in ein silbernes, innen vergoldetes Gefäß. Es steht heute in der Gruft der Katholischen Hofkirche in Dresden. Du kannst es im Rahmen einer Führung besichtigen.
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