Wie sah der Wald wohl aus, in dem sich Hänsel und Gretel verirrten? Durch welchen Wald zogen die Bremer Stadtmusikanten, bevor sie das Räuberhaus fanden? In welchem Wald traf Rotkäppchen den Wolf?
Viele unserer Märchen und alten Geschichten erzählen von Wäldern, denn schon immer lebten Menschen in oder in der Nähe von Wäldern. Sie nutzten das Holz und die Früchte und sie jagten die Tiere des Waldes. In unsicheren Zeiten versteckten sie sich und ihr Hab und Gut im Wald.
Wälder waren schon da, lange bevor es Menschen gab. Zur Zeit der Saurier bestanden riesige Waldgebiete. Heute nutzen wir Kohle und Erdöl, die sich in Millionen von Jahren aus dem Holz längst untergegangener Wälder gebildet haben.
Ungefähr ein Drittel der Fläche Deutschlands ist derzeit von Wald bedeckt, in der Schweiz ist es ebenfalls ein Drittel, in Österreich sogar fast die Hälfte. Im Namen vieler Gebirge und Landschaften ist das Wort Wald enthalten, zum Beispiel Schwarzwald, Bayrischer Wald, Bregenzer Wald oder Waldviertel.
Im Wald ist es ruhig und manchmal geheimnisvoll. Auch heute lieben Menschen die Wälder wegen der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, sie genießen die Düfte und Farben und erholen sich beim Wandern.
Schon immer haben Menschen den Wald genutzt. In der Steinzeit entzündeten sie Holz, um sich zu wärmen, oder sie bauten daraus Zelte, Werkzeuge und Waffen.
Als die Menschen sesshaft wurden, benutzten sie hölzerne Pflüge, um die Felder zu bestellen. Die Römer fuhren vor mehr als 2000 Jahren mit Wagen, deren Räder aus Holz gefertigt waren. Die Befestigungen der alten Städte und die ersten Burgen bestanden vorwiegend aus Holz. In moorigen Gebieten errichtete man Häuser auf hölzernen Pfählen.
Bildhauer schufen aus Holz wunderbare Figuren. Aus Holz baut man auch heute noch Brücken, Häuser, Hallen und Schiffe. Musikinstrumente und Küchengeräte werden aus Holz gefertigt, genauso wie Möbel und Spielzeug. Der Wald liefert uns Holz zum Heizen, zum Bauen und zur Herstellung von Papier.
Die meisten unserer wild lebenden großen Tiere halten sich in Wäldern auf. Dazu gehören Hirsch, Reh, Dachs, Fuchs, Eichhörnchen und das Wildschwein. Seit einigen Jahren gibt es auch wieder Wölfe bei uns. Im Wald finden sie reichlich Nahrung und gute Verstecke, um in Ruhe ihre Jungen groß zu ziehen.
Auch viele Vogelarten wie Spechte, Kuckuck und Eulen leben im Wald. Er bietet ihnen ideale Möglichkeiten, Nester zu bauen. Das Hämmern der Spechte ist weithin zu hören, wenn sie unter der Rinde von Bäumen Nahrung suchen. Etwa 1000 Käferarten leben im Wald, darunter der Hirschkäfer, der größte einheimische Käfer.
Wildbienen, Wespen und Hornissen bauen im Wald ihre Waben, Ameisen gründen ihre Staaten. Schmetterlinge legen ihre Eier ab, die Larven schlüpfen und verpuppen sich. Eine noch viel größere Anzahl von Lebewesen finden wir jedoch im Boden des Waldes. Man schätzt, dass in einem Hektar Wald bis zu 250.000 Regenwürmer vorkommen. In einem Quadratmeter Waldboden, also auf einer 1 mal 1 Meter großen Fläche, leben etwa 1 Billiarde Bakterien.
Nicht alle Tiere gehen sorgsam mit den Bäumen um. Rehe und Hirsche mögen besonders gern Sprösslinge und die Rinde junger Bäume. Blattläuse fressen massenhaft Blätter, Engerlinge nagen an den Wurzeln.
Borkenkäfer können große Schäden anrichten. Sie legen Eier in die Rinde von Bäumen, ihre Larven ernähren sich von den darunter liegenden Schichten. Das kann zum Absterben von Bäumen führen.
Auch viele Pflanzenarten fühlen sich unter Bäumen wohl. Dazu gehören zum Beispiel Brennnesseln, Brombeeren, Blaubeeren, Klee, Veilchen, Buschwindröschen, Gundelrebe und Sternmiere. Die Bäume nehmen ihnen zwar einiges Licht. Aber manche dieser Pflanzen blühen bereits, bevor die Bäume Blätter entwickeln. Dann haben sie mehr Licht zur Verfügung.
Im Sommer schützt der Schatten der Bäume vor heißen Sonnenstrahlen. Außerdem trocknet der Boden im Wald nicht so schnell aus. Er enthält darüber hinaus viele Nährstoffe. Andere Pflanzen geben Nährstoffe zurück, die Brennnesseln zum Beispiel entnehmen Stickstoff aus der Luft und lagern ihn im Boden ein.
Das Efeu und einige andere Pflanzen nutzen Bäume gern als Kletterhilfe. Sie ranken an den Stämmen hoch und klammern sich mit den Haftwurzeln fest.
Zu den typischen Waldbewohnern gehören auch die Pilze. Es gibt einige tausend Arten, einige hundert sind essbar.
Bäume gehören zu den Lebewesen auf der Erde, die ihren Körper selbst aufbauen können. Dazu benötigen sie Sonnenlicht sowie Wasser und Mineralien, die im Boden vorhanden sind. Außerdem nehmen Bäume durch ihre Blätter und Nadeln aus der Luft ein Gas auf, das man Kohlendioxid nennt.
Die Blätter und Nadeln der Bäume sind aus winzig kleinen Zellen aufgebaut. Im Inneren jeder Zelle gibt es winzige Räume. Man nennt sie Chloroplasten. Diese enthalten einen grünen Farbstoff, den man als Chlorophyll bezeichnet.
Das Chlorophyll stellt mit Hilfe des Sonnenlichts aus Kohlendioxid und Wasser Traubenzucker her. Dieser Traubenzucker dient als Baustein zum Aufbau neuer Zellen. So kann der Baum weiter wachsen.
Ein wichtiges Ergebnis nebenbei: Bei diesem Vorgang wird Sauerstoff freigesetzt, den die Bäume an die Umwelt abgeben. Das ist das Gas, das wir Menschen einatmen und ohne das wir nicht leben könnten.
Jedes Jahr werfen Bäume ihr Laub ab. Morsche Äste und Zweige fallen herab. Dennoch wachsen sie weiter. Doch irgendwann geht das Leben jedes Baumes zu Ende. Er bildet keine Blätter mehr aus, sein Holz wird morsch, die Wurzeln können ihn nicht mehr halten und er fällt um.
Ein sterbender Baum wird von Pilzen befallen, die das Holz langsam zersetzen. Aber noch in dem toten Holz leben viele Käferarten. Es entstehen Höhlen und Spalten, die von den Tieren genutzt werden. Wildbienen oder Hornissen bauen ihre Waben darin, Vögel nutzen sie für ihre Nester.
Es dauert viele Jahre, bis sich das Holz vollständig abgebaut hat. Übrig bleibt Humus, der auch die Rückstände des Laubes und morscher Äste und Zweige enthält. Humus ist ein nährstoffreicher Boden, in dem andere Pflanzen reichlich Nahrung finden.
So sorgt der abgestorbene Baum dafür, dass neues Leben entstehen kann.
Hier noch einmal einige Zahlen:
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