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Ruine des Alpenhauses in Beelitz - Bild: Hamsterkiste



1 Beelitz

Beelitz ist eine Stadt im Landkreis Potsdam-Mittelmarkt im Bundesland Brandenburg. Sie liegt etwa 50 Kilometer südwestlich der deutschen Hauptstadt Berlin. Die Stadt hat ungefähr 12.800 Einwohner. In Beelitz und seiner Umgebung wird viel Spargel angebaut. Deshalb nennt sie sich auf den Ortsschildern auch "Spargelstadt".


Zu Beelitz gehört ein Stadtteil, dessen Name für sich spricht: Beelitz-Heilstätten. Hier ließ die Landesversicherungsanstalt Berlin ab dem Jahre 1898 eine Anlage zur Behandlung von Lungenkrankheiten errichten.


Hier wurden vor allem Patienten aus Berlin versorgt. 1871 zählte die Hauptstadt des Deutschen Reiches 825.000 Einwohner. Es entstanden neue Fabriken, die viele Arbeitskräfte anzogen. 1895 wohnten bereits knapp 1,7 Millionen Menschen in der Stadt, innerhalb von 24 Jahren hatte sich ihre Zahl mehr als verdoppelt.  Vor allem im Norden und im Osten entstanden große Mietskasernen. Viele Familien wohnten auf engstem Raum. Es wurde mit Kohle geheizt, Ruß und Abgase verpesteten die Luft. Unter diesen Bedingungen verbreitete sich eine gefährliche, ansteckende Krankheit: die Tuberkulose.

Hinterhof im Scheunenviertel mit Plumpsklo und Wasserpumpe - Bild: Heinrich Zille (1919 - gemeinfrei)

 2 Die Tuberkulose

Die Tuberkulose wird auch als TBC oder als Schwindsucht bezeichnet. In Europa leiden heute nur noch wenige Menschen daran, aber noch immer ist sie eine der schlimmsten ansteckenden Krankheiten auf der Erde.


Sie wird durch winzige Bakterien verursacht, die viele Menschen in sich tragen. Sie werden durch Tröpfchen im Atem an andere Personen weitergegeben. Bei den meisten Menschen werden die Bakterien durch Zellen im eigenen Körper bekämpft und in Schach gehalten.


Aber bei ungefähr jedem zehnten verursachen sie Entzündungen, meistens in der Lunge. Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, stirbt das Gewebe ab, die Kranken leiden unter schleimigem Husten und Luftnot. Sie verlieren an Gewicht und können sterben.


Der Arzt Robert Koch entdeckte im März 1882 den Erreger der Tuberkulose unter dem Mikroskop. Es dauerte noch mehrere Jahre, bis ein Impfstoff gegen die TBC-Bakterien erfunden war.  Aber erst nach der Entwicklung des Penicillins konnten die meisten Kranken geheilt werden.


Bis 1998 gab es in Deutschland die Pflicht, sich gegen Tuberkulose impfen zu lassen. Lehrerinnen und Lehrer zum Beispiel mussten einmal im Jahr zu einer Röntgenuntersuchung, um eine Erkrankung ausschließen zu können. Dann wurden diese Impfpflicht und die jährlichen Untersuchungen aufgegeben, weil die Zahl der Krankheitsfälle sehr zurück gegangen war.

Robert Koch entdeckte die gefährlichen Bakterien, die Tuberkulose verursachen können - Bild: gemeinfrei

 3 In Beelitz entstanden Heilstätten

Weil sich die Tuberkulose in Berlin stark ausbreitete, entschloss sich die Berliner Landesversicherungsanstalt, in einem Wald bei Beelitz Anlagen zur Behandlung von Lungenkranken zu errichten. Auf einem 200 Hektar großen Gelände entstanden schließlich 60 Gebäude. 1200 Patienten konnten nach modernsten medizinischen Erkenntnissen versorgt werden.


Man legte eine künstliche Hügellandschaft an, es gab Bettenhäuser, Küchengebäude, Waschhäuser und das erste Fernheizkraftwerk in Deutschland. Auch ein Wasserturm entstand. Die langen Rohrleitungen der Heizungsanlage sorgten für eisfreie Wege im Winter. Gemüse wurde in großen Gärten angebaut, ein Schlachthaus versorgte Patienten und Pflegepersonal mit Fleisch.


Das Gelände war in Abteilungen für ansteckende und nichtansteckende Krankheiten unterteilt, in denen jeweils Frauen und Männer getrennt untergebracht waren.


Nachdem am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg ausgebrochen war, wurden die Heilstätten als Lazarett für verwundete Soldaten genutzt. Auch im Zweiten Weltkrieg dienten sie als Lazarett. Am Ende des Krieges wurden viele Gebäude schwer beschädigt.

Bade- und Duschraum für Männer im Jahr 1904 - Bild: gemeinfrei

 4 Die Heilstätten in der Zeit der DDR

Nach dem Ende des Krieges am 8. Mai 1945 wurden die heutigen Bundesländer im Osten Deutschlands von Soldaten aus der Sowjetunion besetzt. Im Jahr 1949 entstand die Deutsche Demokratische Republik (DDR).


Sie wurde nach dem Vorbild der Sowjetunion organisiert. Alle Betriebe gehörten als sogenannte "Volkseigene Betriebe" dem Staat. Die Landwirtschaft wurde nicht mehr von Bauern betrieben, sondern von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Zwischen Westdeutschland und der DDR wurden starke Grenzanlagen errichtet, West-Berlin war mit einer Mauer eingeschlossen. Nur wenige Bewohner der DDR durften in den Westen reisen.


Die Heilstätten in Beelitz dienten von 1945 bis 1994 als größtes Militärhospital der Sowjetunion außerhalb der eigenen Grenzen, nur ein Gebäude war für deutsche Patienten zugänglich. Seit dem Abzug der sowjetischen Soldaten stehen viele Gebäude der Heilstätten leer und verfallen.

Ruine eines Pavillons in Beelitz - Bild: Hamsterkiste

 5 Der Baumkronenpfad

Es gab verschiedene Pläne, das Gelände neu zu nutzen. Im Jahr 2015 wurde auf dem Gelände der alten Heilstätten ein Baumkronenpfad errichtet. In einer Höhe von 17 bis 23 Metern kann man nun das Gelände erkunden. Der Weg ist fast 800 Meter lang und 2,20 Meter breit. Der Pfad führt an einem Pavillon der ehemaligen Frauen-Lungenheilstätte vorbei, dem sogenannten "Alpenhaus". Das Gebäude wurde 1945 durch einen Brand zerstört. Man  sieht heute Überreste des alten Inventars, Reste der Dachkonstruktion, vor allem viel Büsche und Bäume, die inzwischen auf dem Dach der Ruine wachsen.


Zum Baumkronenpfad gehört auch ein 40,5 Meter hoher Aussichtsturm mit einer Aussichtsplattform.  Tafeln informieren über die umliegenden Gebäude. Man hat einen sehr guten Blick auf das weitläufige Gelände der Heilstätten. Bei guter Sicht kann man im Süden bis zum Fläming und im Norden bis zum Fernsehturm in Berlin schauen. Inzwischen wurde auch ein Barfußpark angelegt.

Das Gelände kann man von einem Baumkronenpfad und einem Aussichtsturm aus erkunden - Bild: Hamsterkiste

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