Vor ungefähr 10.000 Jahren begannen Menschen, Rinder als Haustiere zu halten. Sie fingen junge, wild lebende Rinder ein, gewöhnten sie an den täglichen Umgang mit Menschen und versorgten sie mit Futter. Die ersten Hausrinder gab es wahrscheinlich in einem Gebiet, in dem heute die Länder Türkei, Irak, Libanon und Syrien liegen.
Seitdem wurden viele verschiedene Rassen von Hausrindern gezüchtet. Rinder werden heute gemästet und geschlachtet, damit wir ihr Fleisch essen können. Wir trinken die Milch der Kühe und machen daraus Käse und Joghurt. Aus den Fellen geschlachteter Rinder stellt man Kleidung und Schuhe her.
Urin und Kot der Tiere werden als Mist oder Gülle zum Düngen von Wiesen und Feldern verwendet. In manchen Ländern nutzt man den Dung auch zum Heizen oder zum Hausbau. In Asien arbeiten Wasserbüffel auf den Reisfeldern. Früher hat man Kühe oder Ochsen auch bei uns als Zugtiere eingesetzt.
Von den Rindern nutzen wir die Milch, das Fleisch, die Felle und den Dünger
Unsere Hausrinder stammen von den Auerochsen ab. Das waren riesige Tiere. Männliche Exemplare wurden mehr als 1,8 Meter hoch, über 3 Meter lang und sie wogen bis zu einer Tonne. Ihre Hörner wurden etwa 80 Zentimeter lang. Die Auerochsen stammten ursprünglich aus Indien. Sie verbreiteten sich von dort bis nach China, Nordafrika und Europa. Der Auerochse war ein beliebtes Beutetier bei den Frühmenschen.
Auf Höhlenbildern der Steinzeit wurden immer wieder Rinder dargestellt. Heute gibt es keine Auerochsen mehr, sie sind seit etwa 400 Jahren ausgestorben. Man züchtet inzwischen aber wieder Rinder, die Eigenschaften der Auerochsen aufweisen.
Unsere Hausrinder stammen von den Auerochsen ab
Es gibt nur noch wenige wild lebende Rinderrassen. Dazu gehören die Wisente, die früher zahlreich in den Wäldern Europas lebten. Vor 100 Jahren waren sie jedoch fast ausgestorben. Seitdem wurden sie gezielt gezüchtet. Heute gibt es wieder einige tausend Wisente, die meisten leben in Gehegen oder in Schutzgebieten.
In Nordamerika gab es früher einige Millionen Bisons. Diese großen Tiere lebten in großen Herden in den Prärien. Durch rücksichtslose Jäger wurden sie fast ausgerottet.
Der Afrikanische Büffel gilt als sehr gefährlich. Sogar Löwen, Krokodile und Leoparden trauen sich nur, kranke oder schwache Tiere zu jagen. Diese Büffel kommen nur südlich der Sahara vor.
Wisente lebten früher in unseren Wäldern, heute gibt es nur noch wenige Gehege, in denen Wisente gehalten werden
Als die Menschen Rinder zu Haustieren machten, zogen sie zunächst kleine Tiere heran. Erst allmählich entwickelten sich größere und schwerere Rassen. Bei uns sind heute vorwiegend Rinder verbreitet, deren Fell schwarz-weiß, rot-weiß oder braun gezeichnet ist.
Weibliche Hausrinder wiegen etwa 500 bis 800 kg, die Bullen werden 1000 bis 1200 kg schwer. Ein Hausrind wird 1,20 bis 1,50 m hoch. Rinder können ungefähr 20 Jahre alt werden. Fast alle Rinderrassen tragen Hörner und das Gebiss enthält beim erwachsenen Tier 32 Zähne.
Zwei Zehen sind an jedem Fuß besonders kräftig entwickelt. Deshalb bezeichnet man die Rinder auch als Paarhufer. Beim Auftreten auf den Boden spreizen sich die Hufe etwas auseinander. Dies verhindert, dass das Rind auf weichem Untergrund einsinkt.
Junge Rinder bis zum Alter von 8 Monaten nennt man Kälber. Weibliche Rinder, die noch kein Kalb bekommen haben, werden als Färsen bezeichnet. Nach dem ersten Kalben werden sie zu Kühen, die männlichen Rinder heißen Stiere oder Bullen. Ochsen sind männliche Tiere, bei denen die Hoden entfernt wurden.
Rinder werden groß und schwer
Rinder, die zur Mast vorgesehen sind, werden fast immer in Ställen gehalten. Die meisten Milchkühe verbringen ihr Leben ebenfalls in einem Stall, meistens in einem Boxenlaufstall. Darin können sich die Tiere frei bewegen. Wenn sie wollen, legen sie sich in einer Box nieder, die mit Stroh eingestreut ist.
An einigen Stellen im Stall finden sie Futter. Die Menge an Kraftfutter wird dabei oft von Computern für jedes einzelne Rind berechnet und durch Automaten zugeteilt. Der Landwirt kann zur Fütterung der Tiere in einem großen Stall Traktoren und Maschinen einsetzen. So ist viel weniger Handarbeit als früher erforderlich.
Einige Rinderrassen können auch das ganze Jahr ohne Stall auskommen. Die Schottischen Hochlandrinder zum Beispiel haben ein dichtes Fell und bringen ihre Kälber ohne Hilfe des Menschen auf die Welt.
Kühe in einem Boxenlaufstall
Im Sommer leben junge Rinder und manche Kühe auf der Weide. Dort suchen sie sich selbst ihr Futter. Mit ihrer rauen, muskulösen Zunge rupfen sie Gras und andere Pflanzen ab. Wenn das Gras kurz ist, erfassen sie es mit den Schneidezähnen. Als Kraftfutter bekommen Rinder zusätzlich Getreidemehl, im Winter erhalten sie entweder Silage aus Mais oder Gras oder Heu.
Bis zu 70 kg Futter benötigt ein Rind am Tag. Außerdem braucht es etwa 80 bis 120 Liter Wasser täglich. An heißen Tagen trinkt es bis zu 180 Liter.
Das Futter wird zunächst mit viel Speichel vermengt und dann fast unzerkaut geschluckt. Durch die Speiseröhre gelangt es in eine große Magenkammer, den Pansen. Dieser kann bis zu 200 Liter aufnehmen. Im Pansen leben viele Milliarden Bakterien. Sie helfen mit, die Nahrung zu zersetzen.
Wenn das Rind sich niedergelegt hat, gelangen Teile des Panseninhalts in den Netzmagen. Dort werden sie zu kleinen Ballen geformt und dann durch die Speiseröhre wieder ins Maul zurück befördert. Jetzt wird die Nahrung nochmals kräftig mit Speichel vermischt und ausgiebig gekaut.
Diesen Vorgang nennt man Wiederkäuen. Wenn es genug gekaut hat, schluckt das Rind erneut. Nun rutscht die Nahrung in den Blättermagen. Erst im letzten Magenabschnitt, dem Labmagen, erfolgt schließlich die Verdauung. Ein Rind kaut pro Tag etwa 30.000 Mal und produziert bis zu 150 Liter Speichel.
Diese Rinder grasen auf einer Weide, das Kalb trinkt bei seiner Mutter
Im Alter von etwa 2 Jahren können Rinder Kälber bekommen. Damit ein Kalb wachsen kann, muss eine Eizelle im Leib der Kuh durch eine Samenzelle eines männlichen Tieres befruchtet werden. Auf natürlichem Wege erfolgt diese Befruchtung, indem man Kuh und Bullen zusammenbringt.
Auf den Bauernhöfen werden die meisten Rinder und Kühe heute jedoch künstlich besamt. 258 Tage lang wächst das Kalb im Mutterleib heran. Ein Kalb wiegt bei der Geburt etwa 35 kg. Schon nach kurzer Zeit versucht es aufzustehen. In den ersten Tagen wird es mit der Milch der Mutter gefüttert.
Kälber, die nicht mit ihren Müttern aufwachsen, werden nach wenigen Tagen an einen Milchersatz gewöhnt. Wenn man es lässt, saugt das Kalb mehrfach täglich an den Zitzen der Mutter. In den ersten Monaten braucht es 5 bis 8 Liter Milch pro Tag. Wenn das junge Rind 6 Monate alt ist, wird es nur noch mit Gras, Heu oder Getreide gefüttert.
Nur selten leben Kälber mit ihren Müttern zusammen
Um ihre Kälber zu ernähren, bilden die Kühe in ihren Eutern Milch. Die Hausrinder wurden vom Menschen so gezüchtet, dass sie sehr viel mehr Milch geben, als für die Aufzucht der Kälber notwendig ist.
Eine Kuh produziert heute pro Tag etwa 20 bis 40 Liter. In einem Jahr ergibt das 8000 bis 9000 Liter Milch, bei manchen sogar mehr als 10.000 Liter. Die Milch bildet sich in den Milchdrüsen im Euter einer Kuh. Das Euter hat 4 Zitzen und sitzt zwischen den Hinterbeinen.
Kühe müssen zweimal am Tag gemolken werden. Früher wurde dies mit der Hand erledigt, wozu viel Kraft erforderlich war. Heute werden die Kühe meistens mit Melkmaschinen gemolken. Das ist einfacher und spart Zeit. In großen Betrieben gibt es Melkstände oder Melkkarussels, in denen gleichzeitig mehrere Tiere gemolken werden können.
Im Euter einer Kuh entstehen täglich bis zu 40 Liter Milch
Die meisten Menschen in Indien bekennen sich zur Religion des Hinduismus. Zwei der wichtigsten Götter dieser Religion sind Krishna und Shiva.
Der Gott Krishna soll einst mit Rindern gespielt haben und Shiva soll auf ihnen geritten sein.
Daher verehrt man Rinder in Indien als "heilige Kühe". Viele laufen frei auf den Straßen herum und suchen Futter. Sie gehören niemandem. Wer ein Rind tötet, muss mit einer harten Strafe rechnen.
Ein indischer Mönch mit einem Kalb
Bilder: gemeinfrei (2), alle übrigen: Hamsterkiste
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