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Armes reiches Land Sudan



1 An der Grenze

Am 26. Oktober 2016 kamen wir um 9.30 Uhr an der Grenze zwischen Ägypten und dem Sudan an. Wir mussten 40,- € zahlen und durften zur Grenzkontrolle vorfahren. Ein junger Beamter schaute in einige Fächer, wir füllten für jeden ein kleines Kärtchen aus und bekamen einen Stempel in den Pass. Das ging ja schnell – meinten wir.


Doch dann dauerte es noch bis halb zwei, bis wir für Grüdi alle Papiere beisammen hatten. Wir durften nun zur sudanesischen Grenze vorfahren. Dort mussten wir Ausweise, Führerscheine und Fahrzeugpapiere abgeben. Die Ausweise bekamen wir bald zurück, die anderen Papiere jedoch erst um 18 Uhr am Abend.


Insgesamt dauerte der Grenzübertritt neun Stunden. In Europa sind wir es gewohnt, dass man Grenzen einfach so überqueren kann. Viele Leute bei uns schimpfen auf Europa und die EU. Ob die wohl wissen, wie viel besser hier alles klappt im Vergleich zu anderen Ländern?

2 Das Land Sudan

Sudan ist ungefähr fünfmal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa 37 Millionen Einwohner. Jeder fünfte Bewohner lebt in der Hauptstadt Khartoum und den benachbarten Städten Omdurman und al-Chartum Bari. Der Name Sudan bedeutet in einer alten arabischen Bezeichnung das „Land der Schwarzen“. 


Im Sudan gibt es mehrere Gebirgszüge. Der Norden ist Teil der Wüste Sahara, die Mitte ist durch Savannen geprägt und im Süden gibt es tropische Regionen. Bei der Hauptstadt Khartoum vereinigen sich der Blaue und der Weiße Nil zum Nil, dem wichtigsten Fluss des Landes.


Sudan hat viele Bodenschätze, darunter Erdöl, Eisen, Marmor, Gold und Uran. Die meisten Menschen sind trotzdem sehr arm. Ein Drittel der Mädchen und Frauen und ein Sechstel der Jungen und Männer können nicht lesen und nicht schreiben. Das Land Sudan besteht erst seit 1956.  Der Islam ist Staatsreligion, es gibt aber auch einige Christen im Land.


Im Jahr 2011 hat sich Südsudan abgespalten. Doch in diesem neuen Staat herrscht seit einigen Jahren ein Bürgerkrieg, ebenso wie in der Region Dafur im Westen des Sudan. Viele Menschen leben als Flüchtlinge in Lagern. 

3 In der Wüste

Wüstenlandschaften kannten wir ja bereits aus Ägypten. Aber im Sudan haben wir gleich am zweiten Tag in der Wüste übernachtet. Es ist total still, es gibt besonders am Abend und am Morgen tolle Farben und der Sternenhimmel ist atemberaubend. Wenn wir das doch mit unseren Freunden erleben könnten ...


Die Sahara ist die größte Wüste der Erde und bedeckt einen großen Teil Afrikas. Sie ist 26mal so groß wie Deutschland und besteht aus Steinen, Kies, Geröll und Sand. Niederschläge gibt es kaum. Das war nicht immer so. Auch in der heutigen Sahara gab es einst Wasser und grüne Pflanzen. Vor ungefähr sieben Millionen Jahren setzte die Wüstenbildung ein.


Auch in der Zeit danach gab es „grüne“ Zeiten, zuletzt während der letzten Eiszeit. In der Sahara kann es am Tag bis zu 60° C warm werden, in manchen Nächten aber auch Bodenfrost geben. Am Morgen nach unserer Wüstennacht brauchten wir warme Pullover. Am südlichen Rand der Sahara befindet sich die Sahelzone. Hier kommt es häufig zu Dürren und zu Hungersnöten.

4 In den Schulen von Abri

Auf unserem Weg zur Hauptstadt Khartoum kamen wir durch die Kleinstadt Abri. Dort besuchten wir drei Schulen. Zuerst waren wir in der Grundschule der Mädchen, in der es acht Jahrgänge gibt. Am Morgen stellten sich alle zum „Morgenappell“ auf. Es wurde gesungen und gebetet. Nach dem Appell waren wir in einer 8. Klasse und haben uns mit den Schülerinnen auf Englisch unterhalten.


Danach sind wir zur weiterführenden Schule der Mädchen gefahren. Hier gibt es nochmal drei Stufen und die ältesten schrieben gerade ihr Englischexamen für das Abitur. Dazu saßen sie über den ganzen Schulhof verteilt auf dem Boden und schrieben auf ihren Knien. Die Aufgaben bestanden aus einem kurzen Text, Fragen dazu und ein paar Übungen zu den Zeiten.


Bei der weiterführenden Schule der Jungen war es viel lauter und unruhiger als bei den Mädchen, und der Englischunterricht war kein Unterricht, sondern eher ein Versuch des Lehrers, gegen den Lärm anzuschreien. So etwas soll es in Deutschland ja auch geben … 

5 Jebel Barkal

In der Nähe der Stadt Karima hielten wir direkt am Jebel Barkal, einem großen Felsen, den die Nubier und die Ägypter für den Wohnort des Gottes Amun hielten. Direkt neben dem Felsen stehen einige kleine Pyramiden, außerdem Reste alter nubischer und ägyptischer Tempel. 


Karima ist der südlichste Platz, an den die Ägypter im Altertum gelangten. Vor 3000 Jahren gab es hier ein Fürstentum mit der Hauptstadt Napata. Aus diesem Fürstentum wurde dann das Königreich von Kusch. Später wurde die Hauptstadt nach Meroe verlegt. Dort gibt es noch etwa 900 Pyramiden, die allerdings höchstens dreißig Meter hoch sind.

6 Ein deutsches Gasthaus in Khartoum

In der Hauptstadt Khartoum haben wir einige Tage Ruhe und Luxus im „German Guesthouse“ genossen. Hier konnten wir sicher parken, bekamen Strom und Wasser, hatten ein Zimmer mit Dusche und erhielten für wenig Geld drei Mahlzeiten am Tag. Außerdem gab es einen Pool und eine große Spornschildkröte.


Abends unterhielten wir uns lange mit Norbert, der das Gasthaus zurzeit leitet. Er ist 56 Jahre alt und gelernter Architekt. Sein Beruf hat ihn bereits in viele Länder geführt. Er hatte vorher im Südsudan gearbeitet. Er konnte uns einiges über das Leben im Sudan erzählen.


Khartoum hat über 8 Millionen Einwohner, und viele Menschen leben in großer Armut. Oft müssen sie zwei oder drei Tätigkeiten nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Inflation war in den letzten Jahren sehr hoch. Es gibt Stadtteile ohne fließendes Wasser, in denen sich die Bewohner jeden Schluck Wasser in Flaschen kaufen müssen. 

7 Bei den Derwischen

Wir haben auch einen Gottesdienst der Sufi erlebt. Sufis bilden einen islamischen Orden, deren Mitglieder einen besonderen Weg zu Gott suchen. Sie kommen mit wenig Schlaf aus, beklagen sich weder über Hitze noch über Kälte, haben keinen festen Wohnsitz und fasten viel. 


Sie verzichten auf persönlichen Besitz und bezeichnen sich als Derwische. Das Wort bedeutet „Bettler“. Derwische feiern ihren Gottesdienst, indem sie tanzen, Geld sammeln und sich mit Weihrauch in Ekstase versetzen, um sich irgendwann wie wild im Kreis zu drehen. Oberstes Ziel ist es zu erkennen, dass nichts und niemand von Gott getrennt ist. 

8 Der Weiße und der Blaue Nil

Bei Khartoum vereinigen sich die beiden Quellflüsse Weißer Nil und Blauer Nil. Der Weiße Nil führt zwar weniger Wasser mit sich als der Blaue Nil. Er ist aber wesentlich länger und wird meistens als eigentlicher Nil angesehen. Seine Quellen liegen in Ruanda und Burundi und er durchfließt den Viktoriasee. 


Der Blaue Nil entspringt in Äthiopien, fließt durch den Tanasee und windet sich anschließend durch wilde, tiefe und unzugängliche Schluchten bis zur sudanesichen Grenze. Sein Wasser formt die Tisissat-Wasserfälle, wo es sich 42 Meter in die Tiefe stürzt. Diese Fälle sind die zweitgrößten Wasserfälle in Afrika.

Bilder: Familie Vosseberg (9), USAID (1), Pixabay.com (1), gemeinfrei (2), NASA (1)

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