Äthiopien war das dritte afrikanische Land, das wir auf unserer Reise kennen lernten. Das Land ist mehr als dreimal so groß wie Deutschland und es hat ungefähr 102 Millionen Einwohner. Die meisten sind sehr jung. Die Hälfte der Menschen ist jünger als 18 Jahre.
Die Hauptstadt ist Addis Abeba, eine der größten Städte Afrikas. In der Stadt leben ungefähr so viele Menschen wie in Berlin. Schon vor 2000 Jahren bestand in Äthiopien das Königreich von Aksum, das später christlich wurde. Von 980 bis 1974 gab es hier das Kaiserreich Abessinien.
Fast zwei Drittel der Bevölkerung sind Christen, etwa ein Drittel Muslime. In Äthiopien werden mehr als 80 Sprachen gesprochen, die wichtigste Sprache ist Amharisch. Das Land gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung lebt von Lebensmittelspenden.
Straßenszene
Im Norden Äthiopiens entdeckten Forscher im Jahr 1974 Überreste einer Frau. Sie wurde nur ungefähr 25 Jahre alt und lebte vor etwa 3,2 Millionen Jahren. Sie war nur etwas größer als einen Meter, konnte aufrecht gehen und ihr Körper war vollständig behaart. Man nennt sie "Lucy".
"Lucy" und ihre Artgenossen werden von der Wissenschaft als "Australopithecinen" bezeichnet. Sie gehören zu den ältesten bekannten Vorfahren der heutigen Menschen. Sie wiesen noch große Ähnlichkeiten mit den Menschenaffen auf. Man nimmt an, dass sie gut klettern konnten und häufig Schutz in hohen Baumkronen suchten.
Luca lebte vor etwa 3,2 Millionen Jahren
Etwa die Hälfte des Landes liegt höher als 1200 Meter. Es gibt einige Berge, die über 4000 Meter aufragen. Die Hauptstadt Addis Abeba liegt 2370 Meter hoch. In diesen Höhen gedeiht die Kaffeepflanze besonders gut. Die ehemalige Provinz Kaffa gilt als die Heimat des Kaffees, der dort wild wächst.
Nachdem wir die Grenze überquert hatten, konnten wir bald spüren, dass wir uns mehr als 2000 Meter hoch über dem Meeresspiegel befanden. Es war zunächst angenehm kühl, doch dann froren wir sogar ein wenig. Aber die frische Luft und die grüne Landschaft gefielen uns sehr.
Äthiopien ist ein hoch gelegenes Land
Hier scheint sich wirklich das ganze Leben auf der Straße abzuspielen. Kinder, Kühe, Ziegen, alle laufen kreuz und quer durcheinander! Wenn wir irgendwo anhielten, wurden wir sofort von zahlreichen Kindern und Jugendlichen umringt, die jede Bewegung neugierig beobachteten.
Und sie bettelten uns laut um Stifte, Geld und T-Shirts an: „Youyouyou“, „Penpenpen“ oder „Moneymoneymoney“. Wir konnten und wollten diese Wünsche nicht erfüllen und winkten daher immer freundlich zurück. In der Regel wurde das auch erwidert, einmal allerdings bewarf uns ein Junge mit einem Stein, der deutlich hörbar an unseren Grüdi krachte.
Im Norden Äthiopiens liegt der Tanasee. Er ist 70 Kilometer lang, bis zu 65 Kilometer breit und seine Fläche ist mehr als fünfmal so groß wie der Bodensee. Im Tanasee gibt es etwa 30 Inseln. Der Hauptabfluss des Sees ist der Fluss Abbai, einer der Quellflüsse des Blauen Nil.
Der Name des Dorfes Tis Issat bedeutet „Rauchendes Wasser“. Hier hat der Abbai einen Wasserfall entstehen lassen. In der Regenzeit ist er 400 Meter breit und das Wasser stürzt hier 42 Meter in die Tiefe. Es ist der zweitgrößte Wasserfall in Afrika. Vor einigen Jahren wurden zwei Kraftwerke gebaut und die Wassermenge ist dadurch deutlich geringer geworden.
Dieser Wasserfall ist der zweithöchste in Afrika
Es wird berichtet, dass vor mehr als 1600 Jahren zwei christliche Brüder, die aus der Stadt Tyros im Libanon stammten, als Sklaven an den Hof des Königs von Aksum verkauft wurden. Der ließ sie frei und sie verbreiteten die christliche Lehre. Aus diesen Anfängen soll sich die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche entwickelt haben.
Ihr gehören die meisten Menschen in Äthiopien an. Sie wird von den Bischöfen gemeinsam geleitet. Ein bedeutendes Zeugnis christlichen Lebens sind die Felsenkirchen von Lalibela, einem Ort östlich des Tanasees. Hier wurden vor fast 800 Jahren elf Kirchen aus den Felsen geschlagen. Sie sind bis zu 50 Meter lang, 20 Meter breit, etwa 15 Meter tief und bestehen aus Naturgestein.
Diese Kirche wurde in den Stein gehauen
In Addis Abeba konnten wir Grüdi im Hof eines Gästehauses abstellen, das von einer Frau aus den Niederlanden geführt wird. Als wir am Nachmittag von einem Besuch auf einem Markt zurückkehrten, trauten wir unseren Augen nicht.
Direkt neben Grüdi wurde ein Ochse geschlachtet, den wir am Morgen noch bedauert hatten, weil Hunde ihn belästigten. Wir haben zugeschaut, wie einige Männer ihm die Haut abzogen und Kopf, Schwanz und Rippen abschlugen. Sie aßen auch von dem rohen Fleisch.
Sie haben uns auch etwas angeboten, aber wir wollten lieber nichts. Zu Hause bei uns wird zwar viel Fleisch gegessen, aber von der Tötung der Tiere und der Zubereitung des Fleisches sieht man nichts. In Addis Abeba fand das in aller Öffentlichkeit statt.
Wir haben noch viele andere Dinge gesehen, die für unsere Augen sehr ungewöhnlich waren. Unterwegs liefen kleine Kinder barfuß mit Sachen auf dem Kopf neben der Straße über den Schotter. Frauen schleppten Getreide oder Heu ebenfalls auf dem Kopf. Überall laufen Kühe, Esel, Schafe und Ziegen herum. Auch viele Handwerker arbeiten draußen oder lassen sich bei der Arbeit zusehen. Dazu noch einige Bilder:
Es war tatsächlich so, dass uns mehrfach Steine hinterhergeworfen wurden, weil wir keine der geforderten Almosen gegeben haben. Wir haben dann erfahren, dass Eltern in Äthiopien ihren Kindern oft einen Stein hinterher werfen, wenn sie nicht gehorchen. Das Gleiche machen die Kinder dann mit dem Vieh, das sie hüten - und manchmal eben auch mit Touristen, die nicht so handeln, wie sie es sich erhoffen.
Ruben und Marie wurden mit Steinen beworfen, als sie in einem Hotel spielten und nicht sofort auf die Kinder hörten, die vor dem Hotel standen und ihr Interesse wecken wollten. Diese Kinder wurden dann von einem Wachmann vertrieben, der ebenfalls mit einem dicken Stein nach ihnen warf. Das war für uns natürlich sehr ungewohnt und auch schwierig zu verstehen. Wir wurden oft sehr direkt begutachtet und angefasst. Das hat uns die Lust an Kontakten ziemlich genommen. Wir haben uns lieber im Grüdi oder in umzäuntem Gelände aufgehalten.
Auf dem Weg nach Kenia wollten wir noch zum Lake Lagano. Kurz vor dem Ziel bog eine Piste von der Hauptstraße ab. Wir wagten es, obwohl wir bald sahen, dass die Regenzeit tiefe Kuhlen und Furchen hinterlassen hatte. Doch dann ging die Benzinleitung kaputt und wir übernachteten am Haus einer Familie.
Am anderen Morgen gaben wir auf, rumpelten zur Hauptstraße zurück und verbrachten zwei Nächte bei einem Hotel an einem anderen See. Hannah machte dort Schulaufgaben. Plötzlich stand ein Pavian direkt neben ihr, der sich für Müll interessierte. Am Abend kam eine Horde Wildschweine vorbei und auf dem Weg nach Kenia sahen wir viele Termitenbauten.
Bilder: Familie Vosseberg, Barbara Teismann, Hamsterkiste
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