Der Zaun des Käpt'n Meyer

1 - Der Kapitän Roelof Gerritz Meyer starb im Jahr 1797 auf der Insel Borkum. Das ist mehr als 220 Jahre her. Doch Meyer ist nicht vergessen. Noch heute werden in den Gottesdiensten seiner ehemaligen Kirchengemeinde zwei silberne Becher benutzt, die ihr der wohlhabende Kapitän einst geschenkt hatte. Und das Grundstück, das einmal sein Eigentum war, ist von einem langen Zaun umgeben, der ganz anders aussieht als andere Zäune.

2 - Meyer wurde 1710 auf der Insel Borkum geboren. Als junger Mann heuerte er auf einem holländischen Walfangschiff an und wurde schließlich Kapitän. Die Schiffe, die damals nur mit Segeln unterwegs waren, fuhren in das Nordmeer nach Grönland, wo viele Wale und Robben vorkamen. Wenn ein Wal gesichtet wurde, ließen die Matrosen ein Ruderboot zu Wasser, in dem sechs bis acht Männer das Tier verfolgten.

3 - Mit Harpunen und Lanzen brachten sie dem Wal schwere Verletzungen bei, so dass er schließlich verblutete. Der tote Körper wurde dann längsseits des Walfangschiffes geschleppt. Aus den dicken Speckschichten kochten die Besatzungen noch auf hoher See einen Stoff, den man Tran oder Fischöl nennt.

4 - Tran wurde gebraucht, um Lampen brennen zu lassen, denn zur damaligen Zeit gab es noch keinen Strom. Man produzierte daraus auch Seifen, Salben, Suppen, Margarine und Pflegemittel für Leder. Der Walfang war für die Besitzer der Schiffe ein gutes Geschäft. Auch die Kapitäne und Besatzungen der Schiffe verdienten gut. Ihre Arbeit war allerdings sehr gefährlich.

5 - Kapitän Meyer nahm an 44 Grönlandfahrten teil. Dabei erlegten er und seine Matrosen 270 Wale. Von seinen Fahrten brachte er auch einige riesige Walknochen mit nach Hause, aus denen er sich einen Zaun um sein Haus errichten ließ.