Das kleine Kälbchen wurde vor wenigen Minuten geboren. Es wird bald den Namen Ulli bekommen.
Das Kalb ist gesund. Es ist ein weibliches Tier und hat schon ein Gewicht von ungefähr 40 kg. Ein menschliches Baby wiegt etwa 3 - 4 kg, wenn es auf die Welt kommt. Das Kälbchen Ulli ist also etwa zehnmal so schwer wie ein menschliches Baby.
Schon eine halbe Stunde nach der Geburt kann ein Kalb auf eigenen Beinen stehen. Ein kleiner Mensch kann das erst, wenn er ungefähr 1 Jahr alt ist.
285 Tage dauert es, bis ein Kalb fertig entwickelt ist. Das geschieht im Bauch seiner Mutter. Genauer gesagt, in einer Fruchtblase. Hier liegt das Kalb geschützt und warm. Über eine Nabelschnur wird es versorgt.
Ungefähr 8 Wochen vor der Geburt wird die Mutter nicht mehr gemolken. Am Tage der Geburt ist sie sehr unruhig. Schleim fließt aus ihrer Schamspalte. Dann kommt die Fruchtblase zum Vorschein. Sie platzt.
Nun dauert es nicht mehr lange bis zur Geburt. Wenige Stunden vor der Geburt setzen bei der Kuh die Wehen ein. Sie versucht, das Kalb aus ihrem Leib herauszupressen. Das ist mit großen Schmerzen verbunden.
Bei Rindern, die früher wild in den Wäldern lebten, war bei der Geburt keine Unterstützung nötig. Heute braucht eine Kuh oft Hilfe, damit das Kalb geboren werden kann. Dazu werden Stricke um die Füße des Kälbchens gebunden und es wird heraus gezogen. Bauern verwenden dabei ein spezielles Gerät.
Das Köpfchen des Kalbes liegt bei der Geburt zwischen den Vorderbeinen. Nicht nur für die Mutter, auch für das Kalb ist die Geburt sehr anstrengend und aufregend. Bei der Geburt eines jungen Menschen ist das übrigens genau so. Nur findet die meistens in einem Kreißsaal in einem Krankenhaus statt und ein Arzt oder eine Ärztin und eine Hebamme helfen dabei.
Im Mutterleib und während der Geburt wird das Kalb über eine Nabelschnur von der Mutter versorgt, vor allem mit Sauerstoff. Denn noch kann es nicht selbständig atmen.
Am längsten dauert es, bis Kopf und Schulter geboren sind. Danach flutscht der übrige Körper des Kalbes heraus. Dabei reißt die Nabelschnur meistens von allein ab. Nun muss das Kalb selbständig atmen. Außerdem ist sein Körper noch von den Resten der Fruchtblase und von feuchtem Schleim bedeckt.
In unseren Kuhställen hilft meistens der Bauer, den Schleim zu entfernen. Wenn ein Kalb auf der Wiese geboren wird, leckt die Kuh das Kalb sauber.
Das Kalb wird mit weichem Stroh trocken gerieben. Aus dem Körper der Mutter muss sich jetzt noch die "Nachgeburt" lösen. Durch die Geburt wird die Milchproduktion bei der Kuh angeregt. Sie muss nun täglich gemolken werden.
Die Milch der Kuh ist eigentlich dazu da, ein Kalb zu versorgen. Doch die meisten Kälber bekommen die Milch der Mutter nur in den ersten Tagen nach der Geburt zu trinken. Danach wird diese ersetzt. Der Bauer verkauft die Milch an eine Molkerei. Für ihn ist die Kuh ein Nutztier. Kühe sind so gezüchtet, dass sie viel mehr Milch geben, als für ein Kalb nötig wäre.
Schon kurze Zeit nach der Geburt kann das Kalb aufstehen. Es bekommt sofort Ohrmarken. Alle Rinder müssen nämlich mit zwei Ohrmarken gekennzeichnet sein. Außerdem bekommt Ulli jetzt einen "Rinderpass".
Die Ohrmarken und der Rinderpass begleiten das Tier sein ganzes Leben lang. Kälber, die dazu vorgesehen sind, selbst Mütter zu werden, können bald schon auf einer Wiese selbst Futter suchen. Andere werden gemästet und bereits früh geschlachtet.
Aus dem Kälbchen Ulli soll einmal eine Kuh werden. Etwa eineinhalb Jahre nach der Geburt ist Ulli ausgewachsen und kann selbst Kälber bekommen.
Vorher muss sie mit einem Bullen zusammen kommen oder künstlich besamt werden. Auch bei ihr wird es dann noch 285 Tage dauern, bis in ihrem Bauch ein Kälbchen herangewachsen ist. Und das wird genauso zur Welt kommen wie einst Ulli selbst.
Bilder: J. Ribbert (5), Hamsterkiste (2)
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