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Erklären, was ist, beschreiben, was war, und Kinder zum

Gebrauch ihres eigenen Verstandes anleiten - das ist gut.



1 Kartoffeln haben Augen

Für diese Pflanzen gibt es viele Namen. Außer als Kartoffel werden sie auch als Erdäpfel, Erdbirnen oder Pataten bezeichnet. In den deutschen Dialekten gibt es noch weitere Bezeichnungen. Mit diesen Bezeichnungen sind manchmal die ganzen Pflanzen, manchmal auch nur die Knollen gemeint, die in der Erde wachsen. Der wissenschaftliche Name der Pflanze ist Solanum tuberosum.


Die Kartoffel auf dem folgenden Bild treibt aus. Das heißt, es wachsen Keime heraus. Man nennt sie auch Triebe. Wenn die Kartoffel mit Erde bedeckt wird, entstehen aus den Keimen die oberirdischen und die unterirdischen Teile der Pflanze. Die Stellen, an denen die Keime wachsen, nennt man übrigens "Augen". Man kann sagen, die Triebe der Kartoffeln wachsen aus den Augen heraus.


Kartoffeln werden Mitte bis Ende April gepflanzt. Landwirte benutzen dazu meistens eine Maschine. Diese bearbeitet in einem Arbeitsgang mehrere Reihen. Sie macht fortlaufend Löcher, legt jeweils eine Mutterknolle hinein und bedeckt sie mit Erde. Die Reihen werden sofort angehäufelt, damit man die Früchte später besser ernten kann.


Aus der Mutterknolle wachsen zunächst Keime oder Triebe. Unter der Oberfläche bildet die Pflanze daraus Wurzeln und Ausläufer. An ihnen wachsen die jungen Knollen heran. Über der Erde werden aus den Trieben Stängel und Blätter. Die Stängel verzweigen sich. An den Verzweigungen bilden sich die Blüten. Aus den Blüten entstehen kleine grüne Früchte. Die darf man nicht essen, denn sie sind leicht giftig.


Die Pflanze kann eine Höhe von ungefähr einem Meter erreichen. Wenn sich die Pflanze entwickelt hat, stirbt die Mutterknolle ab.

Aus der Mutterknolle entwickeln sich Keime.

Stängel, Blätter, Blüten und Früchte wachsen über der Erde, die neuen Kartoffeln entstehen in der Erde.

2 Die schönen Blüten

Es dauert ungefähr 4 Wochen, bis die Keime die Oberfläche durchstoßen. Es darf dann keinen Nachtfrost mehr geben, sonst würden sie erfrieren. Kartoffeln wachsen schnell. Nach etwa 10 Wochen sieht man auf dem Kartoffelfeld ein Meer von Blüten.
 
Die Blüten sind weiß oder violett. Früher hat man Kartoffeln nur wegen dieser Blüten gepflanzt. Sie sind ja auch viel hübscher als die Knollen. Aber die Blüten kann man nicht essen. Wenn die Blüten verwelkt sind, bilden sich kleine grüne Beeren, in denen sich Samen befinden.


Ungefähr im September verwelken Stängel und Blätter. Die jungen Kartoffeln in der Erde sind nun ausgewachsen und bereit zur Ernte. Frühe Sorten kann man schon im Juli ernten. Jede Mutterknolle hat etwa 10 bis 15 neue, leckere Kartoffeln hervorgebracht.

Nach der Ernte müssen sie möglichst bald im Dunkeln gelagert werden. Denn sonst färbt sich die Kartoffel grün und unter der Schale bildet sich Solanin. Dieser Stoff ist giftig.

Ein Kartoffelfeld in der Blüte

Aus den Blüten entwickeln sich diese Früchte

Aus einer Knolle wachsen in der Erde ungefähr 10 bis 15 neue Kartoffeln.

Die grüne Färbung weist auf giftiges Solanin hin.

3 Kartoffeln sind gesund

Kartoffeln kann man auf verschiedene Weise zubereiten. Man isst sie gekocht als Pellkartoffeln, geschält als Salzkartoffeln, man verarbeitet sie zu Bratkartoffeln oder zu Kartoffelsalat. Kartoffeln sind nicht nur lecker, sondern auch gesund!

Sie bestehen zwar vorwiegend aus Wasser, sie enthalten aber außerdem reichlich Eiweiß und Kohlenhydrate, zudem noch Vitamine und Mineralstoffe. Kartoffeln sind das wichtigste Gemüse der Welt! Nur Weizen und Reis sind als Nahrungsmittel noch wichtiger, aber das sind Getreidearten.

Nicht nur Menschen mögen gern Kartoffeln. Sie sind auch ein wichtiges Tierfutter. Manchmal sagt man scherzhaft, Kartoffeln schmecken besonders gut, nachdem sie die Sau gefressen hat. Auch Chips oder Pommes frites werden aus Kartoffeln gemacht. Die meisten Kinder mögen sie gern, aber sie sind nicht sehr gesund.

Aus Kartoffeln kann man außerdem Stärke herstellen. Die braucht man bei der Produktion anderer Lebensmittel, aber zum Beispiel auch als Grundstoff für Kleber. Man kann aus Kartoffeln auch Schnaps machen. Aber der ist für Kinder gar nicht geeignet!

Aus Kartoffeln kann man zum Beispiel Bratkartoffeln ...

... oder Pommes frites zubereiten.

4 Auch Käfer mögen Kartoffeln

Als Oma klein war, gab es für Schulkinder im Sommer manchmal schulfrei. Und das aus einem einzigen Grund: Die Kinder sollten die Äcker nach Kartoffelkäfern absuchen. Die kleinen roten Larven dieses Käfers sind bei den Landwirten gefürchtet.

Sie können in kurzer Zeit ein ganzes Feld ruinieren. Sie ernähren sich von den Blättern der Kartoffelpflanze. Sie fressen sie in kurzer Zeit kahl und die Pflanze stirbt ab.


Der Kartoffelkäfer stammt aus Amerika. Dort wird er auch Coloradokäfer genannt. Ein Weibchen legt nach der Paarung bis zu 1000 Eier unter die Kartoffelblätter. Daraus schlüpfen nach wenigen Tagen die Larven. Die können nur eins: fressen! Nach vier Wochen werden aus den Larven ausgewachsene Käfer. Die legen wiederum Eier, aus denen erneut Larven schlüpfen. Ein Weibchen kann so in einem Jahr bis zu einer halben Million Nachkommen haben.

Ein ausgewachsener Kartoffelkäfer ...

...und die nimmersatte Raupe.

5 Früher gab es Kartoffelferien

Jahrhunderte lang wurden Kartoffeln mit der Hand geerntet. Mit einer Forke hob man die Kartoffelnester auf und sammelte dann die Knollen ein. Das war sehr mühselig.


Als Oma klein war, gab es bereits Kartoffelroder. Sie wurden von Pferden oder einem Traktor gezogen. Eine Spindel drehte sich und schleuderte die Kartoffeln zur Seite. Mit dem Aufsammeln der Kartoffeln verdiente sich Oma Taschengeld. Die Herbstferien hießen deshalb früher manchmal Kartoffelferien.


Später gab es so genannte "Wühlmäuse". Sie durchfurchten die Erde und ließen die Kartoffeln an der Oberfläche liegen. Das Aufsammeln war nicht mehr schwer. Heute sind fast nur noch Vollernter im Einsatz. In einem Arbeitsgang nehmen diese großen Maschinen mehrere Reihen auf, sammeln die Knollen ein und werfen Ranken und Erde zurück auf den Acker.

Früher war die Kartoffelernte mit viel Handarbeit verbunden.

Heute ernten moderne Vollernter große Flächen in kurzer Zeit.

6 Der König und die Kartoffeln

Im früheren Königreich Preußen gab es einmal einen König, der hieß Friedrich II. Er wird auch Friedrich der Große genannt. Dieser König wollte, dass die Bauern in seinem Königreich mehr Kartoffeln anbauten. Doch die hielten nichts davon.


Da ließ Friedrich ein Kartoffelfeld von Soldaten bewachen. Nun dachten die Bauern: Wenn die Früchte so wertvoll sind, dass sie der König durch Soldaten bewachen lässt, dann wollen wir sie auch haben. So soll König Friedrich seine Bauern überlistet haben. Auf sein Grab im Schlosspark Sanssouci bei Potsdam legen manche Leute noch heute Kartoffeln ab.


Noch vor 250 Jahren waren Kartoffeln in Europa weitgehend unbekannt. Ihre Heimat liegt in Peru in Südamerika. Erst Eroberer brachten sie nach Europa. Die deutsche Bezeichnung "Kartoffel" stammt aus der italienischen Sprache. Dort hielt man diese Knollen früher für eine Art Trüffel, italienisch "tartufolo". Daraus wurde dann das Wort "Kartoffel". Im Englischen heißen sie "Potato", in Frankreich werden sie "Pommes de terre" genannt. Das bedeutet "Erdäpfel". Es gibt nicht nur viele Namen, sondern auch viele Formen.

Auf dem Grab von König Friedrich liegen auch heute immer wieder Kartoffeln.

Manchmal bilden sich seltsame Formen.

7 Die Hungersnot in Irland

Schon bald entwickelte sich die Kartoffel in vielen Ländern zu einem sehr wichtigen Nahrungsmittel. So zum Beispiel in Irland. Im Sommer 1845 konnten jedoch in Irland keine Kartoffeln geerntet werden. Die meisten Knollen waren von einem Pilz befallen und verfaulten noch im Boden.


Man nennt diese Krankheit "Braunfäule". Damals lebten acht Millionen Menschen in Irland. Erst dachte man, im nächsten Jahr werde es besser. Man ernährte sich von den Vorräten. Doch bald schon waren viele gezwungen, ihre Saatkartoffeln zu essen. Auch die Ernte der nächsten vier Jahre wurde zerstört. Über eine Million Menschen verhungerten, mehr als zwei Millionen wanderten aus, vor allem nach Nordamerika.


Einige Großgrundbesitzer ließen Pächter, die nicht mehr zahlen konnten, von ihrem Land vertreiben. Viele ausgemergelte Gestalten wanderten von Ort zu Ort, auf der Suche nach Nahrung.

8 Die Kartoffelesser

Wie wichtig die Kartoffeln in früheren Zeiten für die Menschen waren, kann man auch an dem Bild erkennen, das der holländische Maler Vincent van Gogh im Jahr 1885 gemalt hat.

Es zeigt Bauern, deren Speise nur aus Kartoffeln besteht. Das Bild zeigt uns, wie arm diese Menschen waren, es zeigt aber auch, dass sie nicht mehr verhungern mussten. Van Gogh schrieb über dieses Bild: "Ich (wollte) den Betrachter auf den Gedanken bringen, dass diese Leutchen, die bei ihrer Lampe Kartoffeln essen, mit denselben Händen, die in die Schüssel langen, auch selber die Erde umgegraben haben; das Bild spricht von ihrer Hände Arbeit und davon, dass sie ihr Essen ehrlich verdient haben".


In Europa gibt es heute viel mehr als nur Kartoffeln zu essen. Aber wichtig sind sie immer noch.

Bilder: Hamsterkiste(12)  / gemeinfrei (4)
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