Möchtest du diesem Tier begegnen? Es ist so groß wie ein erwachsener Mensch, seine Hörner sind spitz und lang. Der Kopf und das Vorderteil wirken gedrungen und massig, das Hinterteil ist deutlich schmaler und niedriger. Es hat ein dichtes Fell.
Das Tier ist ein Wisent. Es wird auch Europäischer Bison genannt. Wisente sind Wildrinder, die in früheren Jahrhunderten in den Wäldern Europas lebten. Doch sie wurden gejagt und waren bereits fast ausgerottet. Vor 100 Jahren gab es schließlich nur noch 12 Tiere. Inzwischen hat man sie gezielt gezüchtet und wieder vermehrt. Heute gibt es etwa 3000 bis 3500 reinrassige Wisente.
Die meisten leben in Tierparks, Gehegen oder in besonders geschützten Gebieten. In Polen, Russland, Weißrussland und in der Ukraine kommen Wisente auch wieder in freier Natur vor, besonders viele gibt es im Wald von Białowieża in Polen.
Ein männlicher Wisent kann eine Höhe von mehr als 1,80 Meter erreichen. Seine Körperlänge beträgt über 3 Meter und er wird bis zu 900 Kilogramm schwer. Die weiblichen Tiere werden etwa 1,60 Meter hoch, bis zu 2,70 Meter lang und sie erreichen ein Gewicht von etwa 400 Kilogramm.
Diese großen Tiere können für kurze Zeit mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h laufen. Damit sind sie fast doppelt so schnell wie die schnellsten Menschen. Meistens bewegen sie sich jedoch in einem gemächlichen Schritttempo. Diese schweren Tiere können erstaunlich hoch und weit springen. Auf der Flucht überwinden sie manchmal Hindernisse, die 2 Meter hoch oder 3 Meter breit sind.
Wisente bewegen sich dabei auf ziemlich dünnen Beinen. Ihr Huf besteht aus zwei Zehen aus festem Horn. Diese Form der Zehen findet man bei allen Rinderrassen. Man nennt Rinder deshalb auch Paarhufer. Frei lebende Wisente können ungefähr 20 Jahre alt werden.
Wisente leben von pflanzlicher Nahrung. Sie mögen es besonders, wenn verschiedene Laubbäume und viele Gräser und Kräuter vorkommen, die sie abweiden können.
Die Tiere mögen sehr gern junges Laub und die Triebe von Büschen und Bäumen. Im Winter, wenn die Nahrung knapp wird, fressen sie auch die Rinde von Bäumen und sogar stachelige Brombeersträucher. Wie alle Rinder legen sie sich von Zeit zu Zeit nieder und kauen ihre Nahrung erneut. Man nennt sie deshalb Wiederkäuer.
Wisente leben überwiegend in kleinen Herden, zu denen etwa 12 bis 20 Tiere gehören. Eine Herde wird von einer Leitkuh angeführt. Ältere Bullen sind oft als Einzelgänger unterwegs. Die Kühe der Wisente bekommen ihr erstes Kalb meistens im vierten Lebensjahr.
Alle ein bis zwei Jahre bringt eine Kuh ein Kalb zur Welt, das ohne jede Hilfe geboren wird. Neu geborene Kälber sind etwa 25 bis 30 kg schwer. Schon nach ungefähr 30 Minuten können sie auf den eigenen Beinen stehen.
Im Winter schließen sich manchmal mehrere Herden zusammen. Eine dichte Schneedecke macht es schwierig für die Tiere, genügend Futter zu finden. Deshalb scharren sie gemeinsam den Schnee weg, bis sie auf die Krautschicht stoßen.
Wisente verfügen über ein dichtes Fell, das sie gut gegen Kälte schützt. Im Herbst wächst ihnen ein besonders dichtes Winterfell, das sie im Frühjahr wieder verlieren. So überstehen sie auch niedrige Temperaturen von minus 20 Grad.
Mit ihren Hufen können sie Löcher ins Eis schlagen, um an Wasser zu gelangen. In den Schutzgebieten werden die Tiere im Winter mit Heu gefüttert und mit Wasser versorgt.
Nur Wölfe und Bären können Wisenten gefährlich werden. Vor allem kranke oder geschwächte Tiere werden von den Raubtieren angefallen. Gelegentlich werden Wisente krank, vor allem die Maul- und Klauenseuche kann für Rinder sehr gefährlich sein.
Heute gibt es nur noch wenige Wölfe und Bären in Europa, so dass die Wisente eigentlich keine natürlichen Feinde mehr haben. Dennoch gab es irgendwann fast keine Wisente mehr, weil der Mensch diese wild lebenden Rinder fast ausgerottet hatte. Ein solches Tier erbrachte einen großen Fleischvorrat und war ein Konkurrent für die Hausrinder.
Früher war die Jagd meistens reichen Adligen vorbehalten, die sie zu ihrem Vergnügen betrieben. Da es heute wieder mehr Wisente gibt, werden in Osteuropa gelegentlich einzelne Tiere zum Abschuss durch Jäger frei gegeben.
Wer Wisente beobachten will, kann das am besten in einem der Tierparks, in denen diese großen Tiere gehalten werden, zum Beispiel auf der Isel Usedom oder in Springe. Nur im Rothaargebirge im Sauerland gibt es seit einigen Jahren wieder eine frei lebende Wisentherde.
Bilder: Hamsterkiste (9), gemeinfrei (1)
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